Objekte

Hallo Jochen,

vielen Dank für die Schilderung Deiner Eindrücke. Da ich viele Deiner Bilder und Deinen Fotografie-Stil kenne, wundert es mich nicht, dass Dich das Bild anspricht.

Es entstand im letzten Jahr in einem Konferenz(?)-Raum eines Hotels in Bremerhaven. Mich sprachen der Getränkekühlschrank und die sauber ausgerichteten Gläser auf den drei Ablageflächen an. Auf den unteren beiden die sorgfältig in Reih und Glied stehenden Gläser (unten Saftgläser, oben Cola-Gläser) und auf der obersten Ablage das einsam stehende Saftglas.

Um dieses Motiv ansprechend in Szene zu setzen und ihm einen Rahmen zu geben, bot sich die Frontalperspektive an, wobei sich die benachbarten Elemente links oben und rechts unten als interessantes Beiwerk entpuppten. Links oben ist auch alles streng geometrisch, während rechts unten der Teil eines Holzschränkchens zu sehen ist, auf dem eine weiße Mehrfachsteckdose liegt, deren Kabel zu den Steckdosen oberhalb des Kühlschranks führt.

Ich kann mir gut vorstellen, dass es Fotografen gibt, denen es in den Fingern juckt, das Kabel und die Mehrfachsteckdose aus dem Bild zu entfernen oder sonstige Eingriffe am rechten Bildrand vorzunehmen. Für mich gehört dieser Bereich aber zum Bild dazu, und daher wurde dort nichts verändert.

Das Bild ist völlig unbeschnitten und hat die Originalmaße 5212x3468. Ich habe mir die DNG-Datei noch mal angesehen und festgestellt, dass die automatische Perspektivenkorrektur von Lightroom das Bild entzerrt hat, wobei die Stäbe des Treppengeländers exakt senkrecht ausgerichtet wurden. Ansonsten ist nichts verändert worden.

Mir gefällt das Bild nach knapp acht Monaten seit seiner Entstehung immer noch gut, was bei weitem nicht für alle Bilder gilt, die den Weg von der Speicherkarte auf die Festplatte gefunden haben.

Das war der Grund dafür, es mal in den Showroom zu laden (es ist übrigens das erste Bild, das ich in diesem Jahr dort zeige, und es ist bereits Mai). Und außer im fotoforum ist dieses Bild (zumindest bisher) nirgends zu sehen, weil ich denke, dass es doch etwas von dem abweicht, was man gemeinhin als Mainstream bezeichnet.

Und ich versuche gerade, mich fotografisch etwas vom Mainstream zu entfernen.

Nochmals vielen Dank, Jochen.

Martin

Hallo Fritz,

vielen Dank für Deine Beschäftigung mit dem Bild. "Neue Sachlichkeit" eher nicht, vielleicht müsste man dann den Begriff neu definieren. Die damals (vor nunmehr fast 100 Jahren) geschaffene Bezeichnung passt hier nicht so ganz.

Vielleicht dann eher "Neues Sehen". Aber auch diese Stilrichtung feiert schon bald ihren 100sten Geburtstag. Und etwas, das vor fast 100 Jahren neu war, kann man heute auch wohl nicht mehr als neu bezeichnen.

Aber man muss ja auch nicht alles bis ins kleinste Detail analysieren und kategorisieren. Mir reicht es aus, wenn das Ergebnis meiner Beschäftigung mit einem Motiv mich zufrieden stellt (und evtl. auch anderen gefällt).

LG, Martin

Bei der Frage was der Martin denn so macht stoße ich auf dieses Bild.
Den Mainstream wollte ich auch schon einige Male verlassen, aber die WB-Fotografie hat einen schon so versaut, dass man wie von einem Gummiband gezogen immer wieder zurück geholt wird.
Deine Überlegungen, die Deiner Bildgestaltung zu Grunde liegen, sind für mich durchaus überzeugend. Insbesondere die wiederkehrenden Farben des Kühlschrankes in den Treppenstufen und auch des Cola-Schriftzuges in den Flaschenhälsen und dem Bildfragment sind für mich wesentliche Gestaltungselemente. Auch die Akkuratesse der Gläser ist sehr überzeugend.
Aaaaaber, jetzt kommt der Fotograf mit den juckenden Fingern, Du kennst mich und deshalb muss ich meine Wünsche nicht weiter ausführen. ;-)) Ich finde das Bild gut, vielleicht auch, weil ich mein Gesichtsfeld unheimlich gut auf "eng" schrauben kann.
Ist 1xcom für Dich erledigt ?

Gruß Burghard

Hallo Burghard,

danke der Nachfrage. Zur Zeit bin ich ziemlich beschäftigt, unser Nonsens-Thread "Schilder - Skurriles - und sonst was" verlangt stets nach neuem Futter. Es macht einen Riesenspaß, sich für diese "Never ending story" auf die Suche nach Motiven zu begeben.

Zu 1X: Den dort bevorzugten Stil kann und will ich nicht bedienen. Daher habe ich nach vier Jahren meine bezahlte Mitgliedschaft beendet. Es gibt bei 1X in den Bereichen Natur, Porträt und weiteren Genres, in denen ich nicht fotografisch aktiv bin, nach wie vor hervorragende Bilder, in anderen Bereichen hat die Qualität der veröffentlichten Bilder jedoch erschreckend nachgelassen. Bevorzugt werden hier wohl Motive, die sich leicht verkaufen lassen. Simple Kreationen, die mir den Schweiß auf die Stirn treiben.

Ich versuche derzeit einen Spagat zwischen dem, was ich persönlich für gute Fotografie halte und dem, was die Wettbewerbsfotografie verlangt. Was nicht heißen soll, dass ich die Bilder der Wettbewerbsfotografie für keine gute Fotografie halte. Aber es gibt einige Dinge, die mich an dieser Art der Fotografie stören.

So, jetzt hast Du einen kleinen Überblick. Weiterhin viel Erfolg bei Deinen fotografischen Aktivitäten !

Neuigkeiten gibt's übrigens stets auf meiner Webseite.

Viele Grüße, Martin