Nordeuropa

 Gertrud Grins
Der Adalay-Ni-Vav
Vor den Toren der Millionenstadt Ahmedabad ebenfalls im Bundesstaat Gujarat liegt ein weiterer Stufenbrunnen, der an Schönheit dem Rani-Ki-Vav ebenbürtig ist, obwohl er „nur“ fünf Geschossebenen aufweist.
Begonnen wurde mit dem Bau im 15. Jahrhundert unter dem Rana Veer Singh aus der Vaghela Dynastie. Der ließ sich auf einen Kampf mit dem benachbarten Sultan Mahmud Begada ein. Rana Veer Singh verlor die Schlacht und sein Leben. Der Sage nach begehrte der Sieger seine Witwe, die schöne Rudabay, zur Frau. Er machte ihr einen Heiratsantrag. Sie willigte unter einer Bedingung ein, dass der Stufenbrunnen nahe der Ortschaft Adalay fertiggestellt werde. 1499 war es soweit. Aber die stolze Rudabay entzog sich der Heirat. Sie stieg die Stufen hinab und ertränkte sich im Brunnen.
Das Bauwerk wurde von Hindu Architekten entworfen und unter ihrer Leitung wurde mit dem Bau begonnen. Es waren aber muslimische Baumeister und Steinmetze, die es fertigstellten und ausschmückten. Deshalb dominieren die aus dem Sandstein gemeißelten geometrischen Formen und floralen Ornamente. Geschmückt sind damit Balkone, Säulen und Friese, die um den oktagonalen Brunnenschacht angeordnet sind. Das Brunnenbecken selbst ist quadratisch.  Der Schacht ist 75 m lang, 15 m breit und 20 m tief, ausgerichtet von Nord nach Süd. Von fünf Geschossebenen aus konnten die Frauen je nach Wasserstand das Wasser schöpfen. Im Brunnen ist die Temperatur angenehme fünf Grad niedriger als draußen.
Der Adalay Stufenbrunnen ist für die indi-islamische Architektur beispielhaft. Er ist kein Abbild irgendeines anderen älteren Objektes und es gibt davon auch keine Kopie. Er ist tatsächlich einzigartig.

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