Inszeniert
„wem gehört das Bild..?“
In der Ausstellung "Mit anderen Augen - Das Porträt in der zeitgenössischen Fotografie" (Kunsthalle und Kunsthaus Nürnberg, noch bis zum 15.01.) fiel mir die Arbeit des Holländers Erik Kessels auf. Er hat mit, zumeist auf Flohmärkten gefundenen, Fotos von Einwanderern einen großen Raum dekoriert.
Er sagt dazu: "Ich zeige die Gesichter all dieser Einwanderer und versuche dadurch, das Augenmerk von all den Zahlen, mit denen uns die Medien bombardieren, abzuziehen und auf die menschliche Seite der Geschichte zu lenken."
Keines der Fotos ist von ihm selbst fotografiert. Er macht sie sich aber zunutze und stellt sie in einen neuen Kontext.
An der Stelle möchte ich an die im September geführte Diskussion zum Thema "Werke anderer selbst nutzen" erinnern.
https://www.fotoforum.de/community/foto/279995-bewundernder-blick?typ=pr...
https://www.fotoforum.de/community/foto/280838-aufgerissenes-gruen?typ=p...
Er sagt dazu: "Ich zeige die Gesichter all dieser Einwanderer und versuche dadurch, das Augenmerk von all den Zahlen, mit denen uns die Medien bombardieren, abzuziehen und auf die menschliche Seite der Geschichte zu lenken."
Keines der Fotos ist von ihm selbst fotografiert. Er macht sie sich aber zunutze und stellt sie in einen neuen Kontext.
An der Stelle möchte ich an die im September geführte Diskussion zum Thema "Werke anderer selbst nutzen" erinnern.
https://www.fotoforum.de/community/foto/279995-bewundernder-blick?typ=pr...
https://www.fotoforum.de/community/foto/280838-aufgerissenes-gruen?typ=p...
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Kommentare zum Bild
Lothar Mantel
05.01.2017@ Udo, deine Einlassungen irritieren mich. Wenn du dich nicht inhaltlich mit der im Titel aufgeworfenen Frage (dafür die Links) beschäftigen möchtest, ist das natürlich kein Problem. Dennoch hätte ich es schön gefunden, wenn du dich mit der oben gezeigten Fotografie beschäftigt hättest.
Deine Einschätzung in Absatz eins kann ich weder verstehen, noch nachvollziehen. Ich habe diesbezüglich eine ganz andere Erfahrung.
Im zweiten Absatz stellst du einen Bezug zu einem kriminellen Vorfall her, der sehr weit hergeholt ist, und mit dem Thema wenig bis gar nichts zu tun hat. Vielleicht hätte ich das Zitat von Kessel weg lassen sollen. Offenbar führt es auf eine falsche Fährte.
Mit der Realität ist das so eine Sache. Gehen denn die Fotos die dir gefallen an derselben vorbei?
Gruß Lothar
Barbara Weller
05.01.2017Die Arbeit von Erik Kessel finde ich wichtig und gut. Die Frage seines Urheberrechts wird zur Nebensache.
In Deinem Bild sehe ich keine bloße Bildkopie, sondern eine gute Dokumentation. Mein Auge springt an den Besucherbeinen vorbei direkt auf die Steckdose und die beiden darunter liegenden Porträts.
LG Barbara
Pekka H.
05.01.2017In Fragen des Urheberrechts kenne ich mich (noch) nicht so dezidiert aus, um dazu etwas sagen zu können. Mir stellt sich in diesem Zusammenhang insgesamt auch weniger die moralische Frage (mit Ausnahme des Teilnehmens an Fotowettbewerben mit fremden Bildmaterial, was in einem der beiden Links thematisiert ist). Was mir persönlich als Betrachter und Fotograf wichtig ist, ist, dass in Verbindung mit verwendeten Bildern anderer etwas Neues entsteht, ein relevanter Beitrag des Fotografen sichtbar wird. Du sprichst von anderer Selle von Interpretieren, aber wie Du hier sehr eindrucksvoll zeigst, kann man auch mit einem sehr gelungenen Eigenbeitrag dokumentieren. Du zeigst Bilder einer Ausstellung bzw. Bilder die ein Kunstwerk darstellen. Du zeigst es aus einer ungewöhnlich Perspektive, weil man als Betrachter seltener aus dieser tiefen Position heraus auf das Kunstwerk schaut. Und wenn doch (was man ja sitzend durchaus tun könnte), so schaut man an anderen Museumsbesuchern vorbei. Du aber rahmst nicht nur das Bild der Frau sehr präzise durch die Beine des Besuchers (beide Pupillen sind zu sehen, sehr gut), sondern schenkst dadurch auch den Fotografien links und rechts von dem Mann (ausgebeulte Cordhose lässt dies vermuten) mehr Aufmerksamkeit, als sie ein sitzender Besucher jemals in dem Moment hätte wahrnehmen können - was an der Art des menschlichen Fokussierens liegt. Die Paarsteckdose im goldenen Schnitt platziert bekommt eine sehr gelungene Betonung. Und dann wird man plötzlich Gewahr, welchen Aufwand Erik Kessels hier betrieben hat. Er hat nicht nur die Bilder in erstaunlicher Qualität deutlich vergrößert, sondern auch eine richtig lebendige Präsentation geschaffen. Unabhängig von irgendwelchen, vermutlich bereits verjährten Urheberrechten der jeweiligen Fotografen, hat er etwas ganz Eigenes geschaffen, dass der Kunstfreiheit unterliegen wird. Und auch Dein Eigenbeitrag ist deutlich wahrnehmbar. Hättest Du nur eine Bilderwand fotografiert, ohne gestalterische Besonderheit, wäre meine Reaktion zumindest Gleichgültigkeit, wahrscheinlich sogar Unverständnis gewesen. Aber nicht aus moralischen oder rechtlichen Gründen, sondern weil ich darin keine fotografische Leistung gesehen hätte.
Mich interessiert nur, ob der Fotograf ein anregendes, gelungenes Bild präsentiert. Für meine eigene Fotografie habe ich einen moralischen Kompass, der keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit besitzt. Was sollte ich demnach gegenüber anderen den moralischen Finger erheben? Das führt nur zu den bekanntlich sehr ermüdenden, zu nichts führenden Diskussionen, die man aus den Fotoforen dieser Welt zur Genüge kennt.
Dein Bild gefällt mir sehr gut.
LG Pekka
Dorothea
05.01.2017Ein eindrucksvolles Bild einer Ausstellung, das durch die von Dir gewählte Perspektive und die Andeutung des Besuchers und Betrachters im Vordergrund eine eigenständige Bildwirkung, fern von der reinen Dokunentation, erhält.
Die Steckdosen irritieren mich etwas und sind mir fast etwas zu sehr im Fokus.
Die Idee von Erik Kessels, einem Wort Gesichter zu geben, finde ich gut!
LG Dorothea
phillicht
06.01.2017Dein Museumsbesuch, lieber Lothar, ist sehr aufschlussreich und ich bin sicher, dass Hr. Kessel sehr froh ist, dass seine Arbeit auf diese Weise weitergetragen wird, zumal es seiner Intention regelrecht innewohnt.
Wir sollten uns wirklich gewärtigen, wie unser Land nach dem grossen Krieg aussah; und hat nicht jeder in seinem nahen Bekanntenkreis eine vertriebene Familie?!
Doch letztlich soll jeder es mit sich selber abmachen, wie
er es mit den "Flüchtlingen" halten wird.
Dein Bild ist auf jeden Fall ein ganz eigener Beitrag, der über das Flüchtlingsthema hinaus eine wichtige Aussage zur Fotografie beiträgt.
Danke dafür!
Liebe Grüsse Philipp
Gelöschter Benutzer
06.01.2017Du machst neugierig auf diese Ausstellung und ich bedauere schon, dass Nürnberg so weit weg ist.
Die Präsentation ist dir sehr gut gelungen. Dadurch dass du einen tiefen Standpunkt eingenommen hast, ist man fast auf Augenhöhe.
LG Rolf
MGlück
06.01.2017.....wer kommt schon auf die Idee Fotos bis zur Sockelleiste runter zu plazieren, sie unter die Steckdose zu plazieren....
U N D wer sieht das, geht davor "in die Knie" und gestaltet und fokussiert s e i n Foto dermaßen optimal,
dass eine zwei Steckdosen(!!!!!!!) zum Punkt auf dem i werden und zwei Beine in Cordhosen.....
ganz große hochachtung vor deinem fotografischen auge und deiner technik, GENIAL,
LG Magdalene
Werner Schabner
08.01.2017Auch ich sehe hier ganz eindeutig die Darstellung eines Ausstellungsbesuchs und somit Deine eigene künstlerische Umsetzung des Themas. Wenn man übrigens aus Sorge um Urheberrechtsverletzungen und Diebstahl geistigen Eigentums nichts auf seinen Fotos haben möchte, was von anderen geschaffen ist, dann darf man auch keine Architektur fotografieren, denn auch die hat in ihrem Architekten einen Urheber.
Die Perspektive durch die Beine, ohne übrigens irgendwelche wichtigen Bilddetails der Fotos an der Wand zu beschneiden, erlaubt zudem auch einen Schutz der Privatsphäre des Besuchers, um ein damit verwandtes Bildthema anzuschneiden. Ich habe seinerzeit unter einem meiner Bilder zu diesem Thema eine konstruktive Diskussion ausgelöst.
Wenn ich auch hier vor allem Dein eigenes gelungenes Bild sehe, so ist die Intention Erik Kessels übrigens mehr als berechtigt und nachvollziehbar.
VG Werner
reiher
14.01.2017Die Dokumentation gefundener Bilder kann durchaus
kreativ sein, jedoch nicht in fotografischem Sinne !
Gr. v. reinhard
Lothar Mantel
17.01.2017Ich danke euch allen sehr herzlich, dass ihr euch auf diesen fototheoretischen Diskurs eingelassen habt.
Die Frage "wem gehört das Bild?" ist von mir mehrdeutig gemeint. Sie bezieht sich erstens auf die abgebildeten Personen. Denn zu jedem Foto gehört eine Biografie, ein Schicksal. Zweitens meinte ich mich selbst mit der Frage. Schließlich nutze ich fremdes Material für mein eigenes Foto. Und drittens ist es der Künstler, der für seine Installation die Fotos fremder Menschen und fremder Fotografen verwendet.
Legitimiert durch die Kunst, scheint alles möglich. Losgelöst von der Frage nach dem Urheberrecht (nicht nur die Fotografie betreffend) wird jeder für sich einen Kompass haben, die Welt zu sehen und zu interpretieren.
Herzliche Grüße von
Lothar