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Experimentelles

phantastica
„Haiku“


Das hier kommt dem Wabi Sabi Gedanken wie ihn Martin Timm lehrt noch am nächsten. Er versucht, in der Tradition der japanischen Haikugedichte zu fotografieren. So wie ich ihn verstanden habe, beschreiben die Haikus einfach das, was ist. Das Hier und jetzt. Die Stimmung. Einen Moment in der Zeit.

Deshalb ist kein bestimmtes Motiv wichtig. Es geht um das Ganze. Schärfe ist also eher nebensächlich ;-) Dafür soll im Motiv immer leerer Raum sein, der gefüllt werden kann.

Auch das Vergehen von Zeit soll im Haiku zu spüren sein, auch wenn der Augenblick eingefangen wird. Hier durch die kleinen, wachsenden Blättchen.

Ich glaube, die vielen Bokehkreise wären schon wieder am Thema vorbei ;-)) Ist mir aber egal, denn sie haben mir am Bild so besonders gefallen...

Hab ich übrigens hier her:
http://www.timmfotografien.de/essays/
Das Buch dazu kann ich nur empfehlen - auch wenn ich das Meiste daraus für meine eigene Art der Fotografie adaptiert - oder extrem abgewandelt habe ;-)
Kategorie: Flora
Rubrik: Experimentelles
Hochgeladen: 11.07.2016
Kommentare: Favoriten2
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Klicks: Favoriten277
Abonnenten: Favoriten2
Kamera: Canon EOS 70D
Objektiv: EF85mm f/1.8 USM
Blende: f/1.8
Brennweite: 85 mm
Belichtung: 1/800 sec
ISO: 100
Keywords:


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Kommentare zum Bild

H.D.Z.
11.07.2016

Ich gestehe - ich kann damit nichts anfangen, habe einfach keinen "Zugang" dazu und hätte es ohne deinen Text wohl einfach als "unscharf" ad Acta gelegt. Ich kann aber auch mit der abstrakten Malerei nichts anfangen. Deine Ausführungen zu Bild und Entstehung fand ich allerdings durchaus interessant auch wenn ich diese Art der Fotografie für mich selbst nicht sonderlich reizvoll finde. Danke dafür.
LG Hans :o)

Pekka H.
12.07.2016

Die Dominanz von Unschärfe, vorhandener freier Raum und die Abbildung von Natur in natürlichem Licht allein schafft in meinen Augen noch kein funktionierendes Bild im Sinne des Haiku. Wenn es um Empfinden und Ästhetik, um Ausdruck jenseits der alltäglichen Wahrnehmbarkeit geht, ist nichtsdestotrotz die Frage nach der Bildwirkung zu stellen. Auf die dichtgedrängten und dadurch unruhigen Bokehkreise kommst Du ja schon selber zu sprechen. Meinem Harmonieempfinden, für mich die Basis für Wahrnehmung von Ästhetik, steht hier aber vor allem ein an den Bildrand gezwängtes Unschärfeobjekt entgegen. Weil es aber dem Harmonieempfinden entgegenläuft muss es anderweitig mit Bedeutung aufgeladen werden. Und damit verlässt Du m. E. den Boden des Haiku. Die Bilder von Martin Timm empfinde ich alle durchweg als ästhetisch. So kann ich Ihnen auch ohne den - für mich persönlich übermäßig strapazierten - geistigen Überbau etwas abgewinnen. Ich finde, dass man sich den Bildern von Timm genau so nähern kann, wie jedem anderen Bild auch. Warum es jenseits des konkreten Bildinhalts funktioniert, lässt sich in den allermeisten Fällen durch eine Grobskizze der wesentliche Elemente auf Papier vor Augen führen. Von dort aus sind auch diese Bilder einer Analyse zugänglich, was funktioniert und was weniger. Im Kern geht es immer um Ordnung und Beziehungen zwischen Bildteilen.

LG Pekka