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Im Vorbeigehen

Ulrich Joho
„Ko Samui, Lamai Beach 3-2010“


Wie kommen wohl die zahlreichen indischen Schneidereien zurecht? Wer lässt sich hier, in diesem Klima feuchter Hitze trotz sicherlich niedriger Preise einen Anzug nähen?

Text zur Serie unter dem Foto als Kommentar
Kategorie: Street
Rubrik: Im Vorbeigehen
Hochgeladen: 27.12.2015
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Kamera: FinePix F31fd
Objektiv:
Blende: f/2.8
Brennweite: 8 mm
Belichtung: 1/105 sec
ISO: 1600
Keywords: Thailand, Ko Samui, Lamai
Beach


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Kommentare zum Bild

Ulrich Joho
27.12.2015

Tag und Nacht. Phuket, Ko Samui

Wieder Thailand also. Erster Besuch im November 2005. Das Ziel war Karon Beach auf Phuket. Am Strand damals kaum ein Mensch. Einmal sah ich eine angeschwemmte Luftmatratze. Ein ungutes Gefühl – fast genau ein Jahr zuvor hatte auch hier der Tsunami Wassermassen auf den Strand geschleudert, zum Glück aber nur ein Opfer gefordert, der Mann war beim Sonnenbad eingeschlafen. Wenige Tage nach meiner Ankunft wurde mit dem Lichterfest das Ende der Regenzeit begrüßt. Blumengeschmückte Schiffchen wurden auf einer kleinen Lagune ausgesetzt, erleuchtete Ampeln stiegen in den Himmel, für drei Tage waren gleich hinterm Strand Garküchen aufgebaut. Ein junger Mann, der wohl gern eine Frau sein wollte, wand sich in ekstatischen Bewegungen und bettelte um einen Drink. Wenige Schritte entfernt warteten farbenprächtig kostümierte Schönheiten auf ihren Auftritt bei einem lokalen Wettbewerb. Ich erfuhr von Machoallüren thailändischer Männer, die ihr Geld gern mal für eine Bardame ausgeben, der Ehefrau aber strenge Zurückhaltung vorschreiben. Ich sah Traurigkeit in den Gesichtern Betroffener. Nein, nicht bei den so vielen jungen Frauen, die in den scheinbar unendlich vielen Bars auch hier, am relativ beschaulichen Karon Beach, Unterhaltung anbieten, japanischen Männern zum Beispiel, die gern in Gruppen die Hocker am Tresen belegten und sich etwas verschüchtert umschauten. So wirkte es jedenfalls auf mich. Oder Briten, die schon mal auf den Tischen tanzten. Wichtigste Kundschaft seien aber, las ich später, junge Männer in den Zwanzigern. Vielleicht fallen die älteren Herren in den knielangen Shorts beim Händchenhalten eher auf … Bei meinen Streifzügen riskierte ich im Vorbeigehen flüchtige Blicke in Hinterzimmer von Geschäften oder Bars und sah auch hier manches Mal Eingeheiratete. Sie wirkten erschöpft, dahindämmernd bei feuchter Hitze, während ihre Frauen vorn den Laden schmissen.
Ich versuchte in diesen zwei Wochen den für mich so faszinierend fremden Alltag zu erfassen. Und meinte, mich in einer fotocommunity über das Elend der Prostituierten auslassen zu müssen. Prompt attackierte mich ein Kenner der Szene. Er könne solches Gelaber nicht ertragen. Die Frauen kämen aus dem bedrückend armen Norden Thailands, wo sie für eine Tasse Kaffee den Thai-Männern zu Diensten sein müssten, um über die Runden zu kommen. So spare ich mir zu meiner zweiten Reise, diesmal nach Ko Samui im März 2010, die Worte und hoffe, dass die Fotos vom Chaweng – vor allem aber vom Lamai Beach für sich sprechen.

Ulrich Joho