Unterwegs
„„Lieber Gott* ich bin nicht dumm, denn ich kann auch anders 'rum.““
Diesen Spruch haben wir als Kinder immer mantraartig gesagt, wenn wir etwas in die eine Richtung drehen konnten und dann den Freunden zeigen wollten, dass es auch in die andere Richtung geht. Danach haben alle gelacht.
Das war auch mein erster Gedanke, als ich die Szene im Foto sah. Bei einer Rundreise in Nord-Indien zeigte man uns, wie ein echter Turban der Sikh gewickelt wird.
….............................
Später habe ich gelernt, dass Turban nicht gleich Turban ist. Es gibt sogar einen Weltmeister darunter. 400 mtr. langes Tuch, 35 kg schwer und 4 h Wickelzeit. Ich habe fertig ! Einfach nur: Hammer !
Eine tolle Geschichte, einen Videofilm und andere Hintergründe darüber siehe unten...
Erklärung zum Sternchen:
*Gott ist für die Turbanträger-Nationen nachfolgend benannt (einige Beispiele):
-Brahma (der Schöpfer), Vishnu (der Erhalter), Shiva (der Zerstörer) -Hauptgötter im Hinduismus – alle in Indien
-Guru Granth Sahib bei den Sikhs, Indien
-Allah (der-Gott) im Islam, Arabische Christen, Schiiten, Sunniten, u.a. div. Länder
-Tin Hinan (Name einer mythischen Königin) bei den Tuareg, Nordafrika, div. Sahara-Zonen
-u.a.
Alle diese Religionen in unterschiedlichen Ländern tragen den Turban. Für uns vielleicht „nur“ eine seltsame Kopfbedeckung. Für die Träger ein wichtiges Zeichen ihrer Religion und Kennzeichnung des gesellschaftlichen Status.
Das Foto zeigt den Anfang der Wickelprozedur. Ein bis zu 10 m langes Tuch um den Kopf zu einem Turban zu formen ist nicht ganz so einfach. Im Foto sieht man einen „Gehilfen“, der das Ende hält. Ist man alleine zu Hause, behilft man sich auch schon mal mit der Türklinke, an der das Ende befestigt wird. Kein Scherz.
Ein wenig Historie:
Geschichte desTurban Ursprung und Entwicklung des Turbans
Der Turban ist eine der ältesten bekannten Kopfbedeckungen und hat seinen Ursprung bereits in vorislamischer Zeit. Das Wort „Turban“ stammt aus dem Persischen und bedeutet „Tulpe“.Bereits im antiken Persien, in Indien und in Mesopotamien trugen Menschen turbanähnliche Kopfbedeckungen, wie archäologische Funde und Reliefs belegen.
Bedeutung und Verbreitung
In der Antike war der Turban ein Symbol für Macht, Heiligkeit und Autorität, sowohl bei Männern als auch bei Frauen.
Im Zoroastrismus (iranischer Kulturraum zwischen 1800 und 600 v. Chr.) war das Tragen einer Kopfbedeckung Pflicht, weshalb auch Turbane getragen wurden.
Mit dem Aufkommen des Islams wurde der Turban zum Zeichen der arabischen Eroberer und entwickelte sich zu einem religiösen und gesellschaftlichen Unterscheidungsmerkmal zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen.
In Indien zeigt der Turban bis heute Kaste, Herkunft und Beruf des Trägers an.Bei den Sikhs wurde der Turban im. Jahrhundert zum wichtigen Identitätsmerkmal und Symbol für Gleichberechtigung.
Praktische und kulturelle Aspekte
Der Turban schützt vor Sonne, Wind und Sand, besonders in Wüstenregionen Nordafrikas und des Nahen Ostens.
In Afrika (z.B. als „Gele“ in Westafrika) und bei den Tuareg hat der Turban auch heute noch soziale und rituelle Bedeutung.
In Europa wurde der Turban vor allem durch Kunst, Mode und Hollywood bekannt und erlebte im 20. Jahrhundert ein Revival als modisches Accessoire
Fazit
Der Turban ist ein weltweit verbreitetes, vielseitiges Kleidungsstück mit jahrtausendealter Geschichte. Er steht für religiöse, soziale und kulturelle Zugehörigkeit und hat sich in Form und Bedeutung immer wieder gewandelt.
So wickelt ein Inder einen 10 Meter langen Turban
Vorbereitung
Der Turban besteht meist aus einem langen, schmalen Baumwoll- oder Seidentuch, oft zwischen 6 und 10 Metern lang und etwa 1 Meter breit. Die Haare werden vorher zu einem Dutt gebunden und ggf. mit einem kleinen Untertuch (Patka) bedeckt, damit sie ordentlich unter dem Turban liegen.
Wickeltechnik (am Beispiel eines Sikh-Turbans)
Ein Ende des Turbans wird quer über den Kopf gelegt, sodass ein kurzes Stück bis zum Gürtel reicht. Das lange Ende führt man hinter dem Kopf entlang, dann leicht schräg von unten über die Stirn und wieder um den Kopf. Mit jeder Runde wird das Tuch schräg von oben nach unten und von unten nach oben gewickelt, bis das gesamte Tuch verbraucht ist. Das Ende wird am Schluss fest in die Wickelung gesteckt, damit der Turban hält und keine losen Enden herabhängen. Je nach Stil kann das kurze Ende um den Hals gelegt oder bei Bedarf vor das Gesicht gezogen werden (z.B. bei Sandsturm).
Dauer und Übung
Das Wickeln eines so langen Turbans dauert mit Übung etwa 10 bis 30 Minuten. Am Anfang braucht man deutlich länger, bis die Technik sitzt. Tipp: Feuchter Stoff lässt sich leichter aufwickeln, und zum Straffen kann man sich helfen lassen oder Hilfsmittel wie eine Türklinke verwenden.
Fazit: Das Wickeln eines 10 Meter langen Turbans ist eine Kunst, die mit Geduld, Übung und der richtigen Technik erlernt wird – und ein wichtiger Teil der kulturellen Identität vieler Inder, besonders der Sikhs.
Hier habe ich einmal die Kunst des Wickelns in einem Youtube-Video dazu gelegt.
Sikh-Turban wickeln, 9 m lang, bis 30 Minuten Wickelzeit
https://youtu.be/oT6zCUhpl6g?si=eBdP3ZJ83kGQ4Tp0
Das Highlight ist in diesem Beitrag zu sehen. Da staunt man Bauklötze !
Turban Weltmeister, 400m lang, 35 kg schwer, 4h Wickelzeit
https://youtu.be/sLLrUEFhbYs?si=XnfmgSnkhQuhWNQw
Herstellung des Turbans in der Sikh-Tradition
Material und Länge
Der Sikh-Turban (Dastar) besteht meist aus Baumwolle, manchmal aus Seide oder synthetischen Stoffen. Die Länge variiert zwischen etwa 1,5 und 10 Metern, je nach Stil und persönlicher Vorliebe.
Vorbereitung
Die Haare werden aus Respekt vor der Religion nicht geschnitten, sorgfältig gekämmt und an einen Knoten (oft auf dem Oberkopf) gebunden.
Häufig wird ein kleineres Tuch (Patka oder Untertuch) zuerst um den Haarknoten gebunden, um die Haare zu fixieren.
Wickeltechnik Das Turbantuch wird vor dem Binden manchmal leicht angefeuchtet, damit es sich besser falten und aufwickeln lässt.
Das Wickeln erfolgt in mehreren Lagen um den Kopf, wobei die Enden ordentlich zwischen die Stoffbahnen gesteckt werden, sodass nichts heraushängt.
Es gibt verschiedene Wickelstile, z.B. Dumalla oder Pagri, die sich in Form und Technik unterscheiden.
Zeremonie und Alltag
Jungen erhalten ihren ersten großen Turban im Rahmen einer feierlichen Zeremonie (Dastar Bandi), meist im Alter zwischen 12 und 16 Jahren.
Der Turban wird täglich neu gebunden, das dauert mit Übung meist 5–15 Minuten.
Farbe
Die Farbe ist frei wählbar; Orange, Blau, Weiß und Schwarz sind besonders verbreitet, teilweise mit symbolischer Bedeutung.
Der Sikh-Turban ist auch ein handgefertigtes, täglich gewickeltes Kleidungsstück mit hohem spirituellem und kulturellem Wert.
Welche Rolle spielt der Turban in der Sikh-Identität
Rolle des Turbans in der Sikh-Identität
Zugehörigkeit und Erkennbarkeit
Der Turban (Dastar) ist ein zentrales Symbol der Sikh-Identität und macht Sikhs in der Öffentlichkeit sofort erkennbar.
Er signalisiert die Zugehörigkeit zur Sikh-Gemeinschaft und ist ein sichtbares Bekenntnis zum Glauben.
Religiöse und spirituelle Bedeutung
Das Binden des Turbans ist eng mit der religiösen Praxis verbunden und wird als Ausdruck von Respekt vor der Schöpfung und Gottes Willen verstanden.
Der Turban schützt das ungeschnittene Haar (Kesh), das als heilig gilt und eines der fünf zentralen Merkmale (Kakars) eines praktizierenden Sikh ist.
Gleichberechtigung und Würde
Historisch wurde der Turban von Herrschern getragen; Durch die Sikhs wurde er zum Symbol für Gleichberechtigung, da jeder – unabhängig von Herkunft oder Stand – einen Turban tragen darf.
Der Turban steht für Stolz, Selbstbewusstsein und die Würde des Einzelnen.
Widerstand und Selbstbehauptung
In Zeiten religiöser Unterdrückung wurde das Tragen des Turbans zu einem Akt des Widerstands und der Selbstbehauptung gegenüber den Moghul-Herrschern.
Heute empfinden viele Sikhs das Ablegen des Turbans als Entwürdigung, da er als integraler Bestandteil ihrer Identität gilt.
Frauen und Turban
Immer mehr Sikh-Frauen tragen ebenfalls einen Turban und sehen darin ein Zeichen von Selbstbewusstsein und Gleichberechtigung.
Fazit
Der Turban ist für Sikhs weit mehr als eine Kopfbedeckung: Er ist Ausdruck von Identität, Glauben, Gleichberechtigung und Widerstandskraft
Warum wird der Turban in Indien als Statussymbol betrachtet
In Indien gilt der Turban als Statussymbol, weil er traditionell Rückschlüsse auf die Klasse, Kaste, den Beruf und die religiöse Zugehörigkeit des Trägers zulässt. Unterschiedliche Farben, Muster und Bindetechniken zeigen soziale Stellung, regionale Herkunft und sogar den Anlass, wie etwa Hochzeiten oder Trauerfeiern.
Besonders aufwendig verzierte oder farbige Turbane sind oft Zeichen von Macht, Wohlstand oder Adel, während bestimmte Turbanstile und -farben höheren Kasten oder angesehenen Berufsgruppen vorbehalten waren.
Für viele Gemeinschaften, wie die Sikhs, symbolisiert der Turban zudem Gleichberechtigung und Würde, da er ursprünglich ein Privileg der Herrschenden war, das später auch anderen gesellschaftlichen Gruppen zugänglich wurde.
Im Nachhinein betrachtet ist unsere Art und Weise eine Kopfbedeckung zu tragen dagegen recht einfach und schnell. Der Mann: Hut auf und fertig. Die Frau: Hut auf, zurechtrücken und ggf. fertig oder einen anderen Hut tauschen, weil schöner. Und Alles ohne Türklinke. Das war`s.
Bei 30 Minuten wickeln wäre das Taxi schon wieder weggefahren. Oder einer der Wartenden genervt. Besonders, wenn man am Ende feststellt, dass die Farbe doch nicht stimmt und man neu anfangen muss. Auch wenn ich schnell bin und mein Mantra dabei aufsagen kann: „Lieber Gott* ich bin nicht dumm, denn ich kann auch anders 'rum.“
Das war auch mein erster Gedanke, als ich die Szene im Foto sah. Bei einer Rundreise in Nord-Indien zeigte man uns, wie ein echter Turban der Sikh gewickelt wird.
….............................
Später habe ich gelernt, dass Turban nicht gleich Turban ist. Es gibt sogar einen Weltmeister darunter. 400 mtr. langes Tuch, 35 kg schwer und 4 h Wickelzeit. Ich habe fertig ! Einfach nur: Hammer !
Eine tolle Geschichte, einen Videofilm und andere Hintergründe darüber siehe unten...
Erklärung zum Sternchen:
*Gott ist für die Turbanträger-Nationen nachfolgend benannt (einige Beispiele):
-Brahma (der Schöpfer), Vishnu (der Erhalter), Shiva (der Zerstörer) -Hauptgötter im Hinduismus – alle in Indien
-Guru Granth Sahib bei den Sikhs, Indien
-Allah (der-Gott) im Islam, Arabische Christen, Schiiten, Sunniten, u.a. div. Länder
-Tin Hinan (Name einer mythischen Königin) bei den Tuareg, Nordafrika, div. Sahara-Zonen
-u.a.
Alle diese Religionen in unterschiedlichen Ländern tragen den Turban. Für uns vielleicht „nur“ eine seltsame Kopfbedeckung. Für die Träger ein wichtiges Zeichen ihrer Religion und Kennzeichnung des gesellschaftlichen Status.
Das Foto zeigt den Anfang der Wickelprozedur. Ein bis zu 10 m langes Tuch um den Kopf zu einem Turban zu formen ist nicht ganz so einfach. Im Foto sieht man einen „Gehilfen“, der das Ende hält. Ist man alleine zu Hause, behilft man sich auch schon mal mit der Türklinke, an der das Ende befestigt wird. Kein Scherz.
Ein wenig Historie:
Geschichte desTurban Ursprung und Entwicklung des Turbans
Der Turban ist eine der ältesten bekannten Kopfbedeckungen und hat seinen Ursprung bereits in vorislamischer Zeit. Das Wort „Turban“ stammt aus dem Persischen und bedeutet „Tulpe“.Bereits im antiken Persien, in Indien und in Mesopotamien trugen Menschen turbanähnliche Kopfbedeckungen, wie archäologische Funde und Reliefs belegen.
Bedeutung und Verbreitung
In der Antike war der Turban ein Symbol für Macht, Heiligkeit und Autorität, sowohl bei Männern als auch bei Frauen.
Im Zoroastrismus (iranischer Kulturraum zwischen 1800 und 600 v. Chr.) war das Tragen einer Kopfbedeckung Pflicht, weshalb auch Turbane getragen wurden.
Mit dem Aufkommen des Islams wurde der Turban zum Zeichen der arabischen Eroberer und entwickelte sich zu einem religiösen und gesellschaftlichen Unterscheidungsmerkmal zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen.
In Indien zeigt der Turban bis heute Kaste, Herkunft und Beruf des Trägers an.Bei den Sikhs wurde der Turban im. Jahrhundert zum wichtigen Identitätsmerkmal und Symbol für Gleichberechtigung.
Praktische und kulturelle Aspekte
Der Turban schützt vor Sonne, Wind und Sand, besonders in Wüstenregionen Nordafrikas und des Nahen Ostens.
In Afrika (z.B. als „Gele“ in Westafrika) und bei den Tuareg hat der Turban auch heute noch soziale und rituelle Bedeutung.
In Europa wurde der Turban vor allem durch Kunst, Mode und Hollywood bekannt und erlebte im 20. Jahrhundert ein Revival als modisches Accessoire
Fazit
Der Turban ist ein weltweit verbreitetes, vielseitiges Kleidungsstück mit jahrtausendealter Geschichte. Er steht für religiöse, soziale und kulturelle Zugehörigkeit und hat sich in Form und Bedeutung immer wieder gewandelt.
So wickelt ein Inder einen 10 Meter langen Turban
Vorbereitung
Der Turban besteht meist aus einem langen, schmalen Baumwoll- oder Seidentuch, oft zwischen 6 und 10 Metern lang und etwa 1 Meter breit. Die Haare werden vorher zu einem Dutt gebunden und ggf. mit einem kleinen Untertuch (Patka) bedeckt, damit sie ordentlich unter dem Turban liegen.
Wickeltechnik (am Beispiel eines Sikh-Turbans)
Ein Ende des Turbans wird quer über den Kopf gelegt, sodass ein kurzes Stück bis zum Gürtel reicht. Das lange Ende führt man hinter dem Kopf entlang, dann leicht schräg von unten über die Stirn und wieder um den Kopf. Mit jeder Runde wird das Tuch schräg von oben nach unten und von unten nach oben gewickelt, bis das gesamte Tuch verbraucht ist. Das Ende wird am Schluss fest in die Wickelung gesteckt, damit der Turban hält und keine losen Enden herabhängen. Je nach Stil kann das kurze Ende um den Hals gelegt oder bei Bedarf vor das Gesicht gezogen werden (z.B. bei Sandsturm).
Dauer und Übung
Das Wickeln eines so langen Turbans dauert mit Übung etwa 10 bis 30 Minuten. Am Anfang braucht man deutlich länger, bis die Technik sitzt. Tipp: Feuchter Stoff lässt sich leichter aufwickeln, und zum Straffen kann man sich helfen lassen oder Hilfsmittel wie eine Türklinke verwenden.
Fazit: Das Wickeln eines 10 Meter langen Turbans ist eine Kunst, die mit Geduld, Übung und der richtigen Technik erlernt wird – und ein wichtiger Teil der kulturellen Identität vieler Inder, besonders der Sikhs.
Hier habe ich einmal die Kunst des Wickelns in einem Youtube-Video dazu gelegt.
Sikh-Turban wickeln, 9 m lang, bis 30 Minuten Wickelzeit
https://youtu.be/oT6zCUhpl6g?si=eBdP3ZJ83kGQ4Tp0
Das Highlight ist in diesem Beitrag zu sehen. Da staunt man Bauklötze !
Turban Weltmeister, 400m lang, 35 kg schwer, 4h Wickelzeit
https://youtu.be/sLLrUEFhbYs?si=XnfmgSnkhQuhWNQw
Herstellung des Turbans in der Sikh-Tradition
Material und Länge
Der Sikh-Turban (Dastar) besteht meist aus Baumwolle, manchmal aus Seide oder synthetischen Stoffen. Die Länge variiert zwischen etwa 1,5 und 10 Metern, je nach Stil und persönlicher Vorliebe.
Vorbereitung
Die Haare werden aus Respekt vor der Religion nicht geschnitten, sorgfältig gekämmt und an einen Knoten (oft auf dem Oberkopf) gebunden.
Häufig wird ein kleineres Tuch (Patka oder Untertuch) zuerst um den Haarknoten gebunden, um die Haare zu fixieren.
Wickeltechnik Das Turbantuch wird vor dem Binden manchmal leicht angefeuchtet, damit es sich besser falten und aufwickeln lässt.
Das Wickeln erfolgt in mehreren Lagen um den Kopf, wobei die Enden ordentlich zwischen die Stoffbahnen gesteckt werden, sodass nichts heraushängt.
Es gibt verschiedene Wickelstile, z.B. Dumalla oder Pagri, die sich in Form und Technik unterscheiden.
Zeremonie und Alltag
Jungen erhalten ihren ersten großen Turban im Rahmen einer feierlichen Zeremonie (Dastar Bandi), meist im Alter zwischen 12 und 16 Jahren.
Der Turban wird täglich neu gebunden, das dauert mit Übung meist 5–15 Minuten.
Farbe
Die Farbe ist frei wählbar; Orange, Blau, Weiß und Schwarz sind besonders verbreitet, teilweise mit symbolischer Bedeutung.
Der Sikh-Turban ist auch ein handgefertigtes, täglich gewickeltes Kleidungsstück mit hohem spirituellem und kulturellem Wert.
Welche Rolle spielt der Turban in der Sikh-Identität
Rolle des Turbans in der Sikh-Identität
Zugehörigkeit und Erkennbarkeit
Der Turban (Dastar) ist ein zentrales Symbol der Sikh-Identität und macht Sikhs in der Öffentlichkeit sofort erkennbar.
Er signalisiert die Zugehörigkeit zur Sikh-Gemeinschaft und ist ein sichtbares Bekenntnis zum Glauben.
Religiöse und spirituelle Bedeutung
Das Binden des Turbans ist eng mit der religiösen Praxis verbunden und wird als Ausdruck von Respekt vor der Schöpfung und Gottes Willen verstanden.
Der Turban schützt das ungeschnittene Haar (Kesh), das als heilig gilt und eines der fünf zentralen Merkmale (Kakars) eines praktizierenden Sikh ist.
Gleichberechtigung und Würde
Historisch wurde der Turban von Herrschern getragen; Durch die Sikhs wurde er zum Symbol für Gleichberechtigung, da jeder – unabhängig von Herkunft oder Stand – einen Turban tragen darf.
Der Turban steht für Stolz, Selbstbewusstsein und die Würde des Einzelnen.
Widerstand und Selbstbehauptung
In Zeiten religiöser Unterdrückung wurde das Tragen des Turbans zu einem Akt des Widerstands und der Selbstbehauptung gegenüber den Moghul-Herrschern.
Heute empfinden viele Sikhs das Ablegen des Turbans als Entwürdigung, da er als integraler Bestandteil ihrer Identität gilt.
Frauen und Turban
Immer mehr Sikh-Frauen tragen ebenfalls einen Turban und sehen darin ein Zeichen von Selbstbewusstsein und Gleichberechtigung.
Fazit
Der Turban ist für Sikhs weit mehr als eine Kopfbedeckung: Er ist Ausdruck von Identität, Glauben, Gleichberechtigung und Widerstandskraft
Warum wird der Turban in Indien als Statussymbol betrachtet
In Indien gilt der Turban als Statussymbol, weil er traditionell Rückschlüsse auf die Klasse, Kaste, den Beruf und die religiöse Zugehörigkeit des Trägers zulässt. Unterschiedliche Farben, Muster und Bindetechniken zeigen soziale Stellung, regionale Herkunft und sogar den Anlass, wie etwa Hochzeiten oder Trauerfeiern.
Besonders aufwendig verzierte oder farbige Turbane sind oft Zeichen von Macht, Wohlstand oder Adel, während bestimmte Turbanstile und -farben höheren Kasten oder angesehenen Berufsgruppen vorbehalten waren.
Für viele Gemeinschaften, wie die Sikhs, symbolisiert der Turban zudem Gleichberechtigung und Würde, da er ursprünglich ein Privileg der Herrschenden war, das später auch anderen gesellschaftlichen Gruppen zugänglich wurde.
Im Nachhinein betrachtet ist unsere Art und Weise eine Kopfbedeckung zu tragen dagegen recht einfach und schnell. Der Mann: Hut auf und fertig. Die Frau: Hut auf, zurechtrücken und ggf. fertig oder einen anderen Hut tauschen, weil schöner. Und Alles ohne Türklinke. Das war`s.
Bei 30 Minuten wickeln wäre das Taxi schon wieder weggefahren. Oder einer der Wartenden genervt. Besonders, wenn man am Ende feststellt, dass die Farbe doch nicht stimmt und man neu anfangen muss. Auch wenn ich schnell bin und mein Mantra dabei aufsagen kann: „Lieber Gott* ich bin nicht dumm, denn ich kann auch anders 'rum.“
|
|
Um einen Kommentar zum Bild zu verfassen, musst Du Dich zuerst anmelden oder neu registrieren!
Kommentare zum Bild
Rudolf Bartl
30.04.2025Das Foto und die dazugehörigen Erklärungen und Hintergründe sind hochinteressant. Bei der Länge des Textes hast Du Dich wohl am Weltrekordturban orientiert. Kleines Späßle.
LG
Rudi
Michael Dehms
01.05.2025Das Bild finde ich sehr interessant, Deine umfassende Recherche und Beschreibung dazu beeindruckt mich sehr (und ist sehr informativ). Die beiden Hauptakteure des Turbanwickelns sind die Hauptaussage im Bild und folgerichtig im Vordergrund positioniert. Im Hintergrund sind Schattensuchende oder Zuschauer zu sehen. Dein Bild ist in allen Punkten wohl überlegt bezüglich Aufbau, Farbigkeit, Lichter und Tiefen. Sehr gut!
Gruß Michael
KlaMei
01.05.2025Danke vielmals an beide Rückmeldungen. Ich habe auch gestaunt, was hinter so einem Tuch stecken kann. Man lernt nicht aus.
Ja, das mit der Länge ist auch für mich eine Herausforderung. Aber so finde ich das Thema verständlicher und abgerundet.
VG - Klaus
Rudolf Bartl
01.05.2025Danke für Foto und Erklärungen.
LG
Rudi