kultiviertes Land
„Steinkörbe“
„Die Ölbäume sind der grenzenlose Wald, der die Insel bedeckt. Vierzehn Millionen Bäume sind es, die ihren Segen von der einen Seite der Insel zur anderen ausbreiten, auf den Bergen, auf den Äckern bis hinunter zur Küste. Sie ziehen sich bis zu den höchsten Gipfeln hinauf, springen in die Schluchten und neigen sich über die Brandung, wobei sie sich an den Felsen festkrallen und sich in den Ritzen der Steine verhaken. Wo immer sich auch nur eine Handvoll Erde befindet, ist eine Wurzel. Wo der liebe Gott die Erde nicht hingestreut hat, schleppen sie die Tagelöhner in Weidenkörben hinauf. An den Abhängen bauen sie eine Terrasse aus Feldsteinen ohne Mörtel und pflanzen dort den neuen Ölbaum. Alle Berge sind von den Linien dieser künstlichen Stufen durchzogen. Auf diesen Stufen schreiten die heiligen Bäume bis zu den hohen Berggipfeln. Generationen um Generationen hatten in liebevoller Umarmung dieser Erde, der sie sich näherten wie einer Frau, gelebt und waren darüber gestorben. In diesem Kampf entstand auf der grossen Insel der endlose Wald aus Ölbäumen. Wie viel Mühsal ist unter den Zweigen des Friedens und des Schweigens verborgen!“
Stratis Myrivilis: Die Madonna mit dem Fischleib, 1955; Manesse Zürich 2001; 588-589
Stratis Myrivilis: Die Madonna mit dem Fischleib, 1955; Manesse Zürich 2001; 588-589
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