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Südeuropa

KlaMei
„„Der Glasfigurenkünstler““


Wochenmarkt auf Gran Canaria. Alfredo saß konzentriert in seiner Ecke und arbeitete an einer neuen Figur aus Glas. Die Gasflamme vor sich, in beiden Händen die Glasrohlinge, die durch die Erhitzung formbar und zu einer Figur zusammengefügt wurde. Seine Frau stand nebenan und war für den Verkauf zuständig.

Die Touristen bleiben gerne bei ihm stehen. Es ist die Flamme, das Handwerk und sein Geschick was die Leute neugierig macht. Und die Ergebnisse sind durchaus ansehnlich und verkaufen sich recht gut. Ob er davon leben kann weiß ich nicht. Ich denke, das ist vermutlich eine zusätzl. Einnahmequelle.  Aber Freude macht es ihm auf jeden Fall. Das hat er mir bei unserem kurzen Gespräch versichert.


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Aber was wissen wir eigentlich über die Kunst der Glasherstellung   ?
Wer möchte kann sich hier ein wenig einlesen.

Geschichte der Manufaktur und Herstellung von Glasfiguren und Glastieren
Glasfiguren kennt jeder, die Einen filigraner als die Andern und trotzdem in jeder Form singulär und grazil. Es gibt Sie in jeglicher Ausführung und Art der Farbgebung. Die Herkunft und die Herstellung ist so einzigartig wie die Glasfiguren an sich.
Die Anfänge der mundgeblasenen Glasherstellung geht bis in das Jahr 1.000 n.Chr. zurück. Damals konnten neben der Herstellung von Butzenscheiben, kreisförmige, handtellergroße Glasstücke für die Verglasung von Fenstern, auch Zylinder geblasen werden, welche flach ausgewalzt wurden. Unebenheiten, Einschlüsse im Glas und Schwankungen der Dicke waren unabdingbar zu dieser Zeit. Früher wurden Glasplatten in Gussverfahren produziert für die Fertigung von hochwertigen Gläsern.
Die Glastradition hat ihre Anfänge in Venedig gefunden und stand in Verbindung mit dem Handel mit byzantinischer (oströmische Reich) Glaserzeugnisse, die schon im 10. Jahrhundert in Europa importiert und exportiert wurde. Durch archivgeneriertes Wissen lässt sich zurückverfolgen das sich die ersten registrierten Glasmacher, auch „Flaschner“ gennant, um das 11. Jahrhundert befanden. Im 15. Jahrhundert wurde das Geheimnis der Glasfärbung von Angelo Barovier gelüftet und erstmals“glasklares“, umtrübes Glas in Europa herstellte. Über die Zeit wurden viele neuen Techniken entwickelt (wie Scavo, eine Technik bei der antike Gegenstände in Form und Oberflächenstruktur nachgestellt werden). Insbesondere im 19. und 20. Jahrhundert wurde die Glaskunst, so wie wir Sie jetzt kennen, geprägt. In folge dessen war im 20. Jahrhundert der Höhepunkt der Glaskunst, da das Bewusstsein dieser Kunst in dieser Zeit zunahm.
Heutzutage werden Glasfiguren hauptsächlich durch bunte Glasstäbe gefertigt, welche vorher in der „Glashütte“ gezogen werden. Als Inspiration der Glasfiguren und Glastiere nutzen viele Glasbläser die Natur. Dabei unterscheidet sich die Beschaffenheit des Glases grundlegend zu dem der Flaschen und Gebrauchsgläser. Bei der Fertigung von Glasfiguren und Glastieren wird meistens Glas auf Basis von Quarzsand und diverse Weichmachern wie Soda oder Pottasche, sogenanntes Weichglas, genutzt. Die Weichmacher sind für die längere Bearbeitung des Glases in der Flamme notwendig, ohne spröde oder glanzlos zu werden. Durch das erhitzen der Glasstäbe in der offenen Flamme wird das Material geformt. Dabei wird viel Fingerspitzengefühl und Ruhe benötigt um die Glasfiguren oder Glastiere genau formen und blasen zu können.
Variationen wie Glasblumen zur Deko, Glastiere (Hunde, Katzen, Pferde, exotische Tiere) in jeglichen Größen oder besondere Anfertigungen wie Windlichter oder Wasen begleiten die Glaskunst auf Ihrem Weg. Das Verständnis der Natur und das Widerspiegeln der Sicht auf die Einzigartigkeit unserer Umwelt formt die handangefertigte und mundgeblasene Glaskunst. Abstrakte Glasfiguren und ausgefallene Glasanfertigungen erweitern das Kunstfeld und machen das Handwerk zu einer sehr interessanten und faszinierenden Dekorationsmöglichkeit.
Aus was besteht Glas eigentlich und wie wird es zu Glasfiguren weiterverarbeitet? Eine Frage, die nicht nur Kunstinteressierte beschäftigt, sondern auch allgemein beantwortet werden darf. Denn die Weiterverarbeitung von „Handmade Glasfiguren“ ist durchaus eine besondere Kunstart und unterscheidet sich grundsätzlich von maschinengefertigten Glaswaren. Während die traditionelle Handwerkskunst viel Fingerspitzengefühl benötigt und jeder Künstler ein Stück Persönlichkeit in seine Kreationen mit einfließen lässt, werden bei der Massenproduktion Glaswaren im Akkord gefertigt. Die Handwerksverarbeitung versteht sich als Philosophie und haucht jedem Produkt, sei es Glasfigur, Glasblume, Weihnachtskugel oder Windlicht, Einzigartigkeit ein.
Beginnen wir zunächst mit den Basics und der Definition von Glas.
Glas ist eine amorphe Substanz, die gewöhnlich durch Schmelzen erzeugt wird. Bei der Erstarrung der Schmelze bilden sich Kristallkeime, welche nicht genügend Zeit für den Kristallisationsprozess haben. Somit erstarrt das Glas zu einem Festkörper. Erhitzt man das Glas jedoch im Bereich der Glasübergangstemperatur, verflüssigt es sich und kann zu Glasfiguren weiterverarbeitet werden. Aus der Hitze des Feuers entstehen ganz unterschiedliche Glasfiguren, die sich in Größe und Art unterscheiden können. Das Glas, aus dem Glasfiguren gefertigt werden, ist allerdings nicht irgendein Glas, sondern ein Glas auf der Basis von Quarzsand und diversen Weichmachern. Es sind speziell diese Weichmacher, die dafür sorgen, dass das Glas für längere Zeit in der Hitze bearbeitet werden kann, ohne Glanz zu verlieren, denn das würde bei üblichen Gebrauchsglas, z. B. Flaschen passieren. Um Glasfiguren zu erstellen, benötigt es eine Temperatur von etwa 1000 °C.
Die Weiterverarbeitung von Glas zu Glasfiguren kann ganz unterschiedlich aussehen, so lassen sich beispielsweise Glastiere, Glasblumen zur Deko, Weihnachtskugeln oder Weihnachtswindlichter in unterschiedlichen Größen erzeugen. Durch leichtes Drehen im Feuer wird das Glas geformt. Es fühlt sich ein wenig an wie der Honig auf dem Löffel, den man hin und her schwenkt. Die funkelnde, wässrige Schönheit kommt allein von der Kunst des Mundblasens. Vor Tausenden von Jahren in Rom eingeführt, ist die Praxis des individuellen Mundblasens von Glaswaren ein langsamer und schöner Prozess. Die Farben und die zarte "gewellte" Textur des mundgeblasenen Glases erzeugen lebendige, gesprenkelte Reflexionen, die den Innenraum zu jeder Tages- und Jahreszeit und bei jedem Wetter beleben. Glasblasen ist ein uraltes Handwerk, bei dem geschmolzenes Glas zu funktionalen Objekten für Design- und Architekturanwendungen geformt wird. Es handelt sich um eine hochtechnische Kunstform, die eine spezielle Ausbildung und Fertigkeit erfordert. Denn Glasmagie entsteht nur mit Begabung und Geduld.
Wer sich jedes Jahr in Vorfreude auf Weihnachten einrichtet und sich die Weihnachtskugeln am Christbaum einmal genauer anschaut, wird erkennen, ob diese handgefertigt oder maschinell gefertigt worden sind. Wer eine kleine Einkerbung an der Unterseite der Kugel entdeckt, weiß diese wurde handgefertigt. Denn durch den Spieß, den es braucht, damit der Glasbläser rein blasen kann, erhält die Kugel ihre Form. Der Spieß wird danach angeknackt und abgebrochen. Mundgeblasene Weihnachtskugeln und Windlichter werden wie Glasblumen und Tiere in der Gasflamme
erwärmt und gedreht. Bei einer Temperatur von ca. 1000 °C wird die Kugel aus dem zähflüssigen Glas durch Blasen und Drehen frei geformt. Anschließend werden sie handbemalt und für den Verkauf vorbereitet. Den gläsernen Weihnachtsschmuck in Form von Weihnachtskugeln gibt es übrigens seit Mitte des 19. Jahrhunderts.
Wenn ich jetzt mal zufällig den Namen Alfredo höre muss ich an die Flamme und den Künstler auf Gran Canaria denken. Ich hoffe er wird diese schöne Tradition auch weiter an die nächste Generation weiter geben und damit noch lange Zeit erhalten.
Kategorie: Reise
Rubrik: Südeuropa
Hochgeladen: 04.03.2025
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Kamera: D5503
Objektiv:
Blende: f/2
Brennweite: 4.9 mm
Belichtung: 1/64 sec
ISO: 64
Keywords: Reisen,Glasbläser,Handwe
rkskunst


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Kommentare zum Bild

lufo
20.03.2025

Gut fotografiert das Bild und mit interessanten Informationen dazu.
Gruß Lufo