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Im Vorbeigehen

KlaMei
„Unheimliche Begegnung der dritten Art“


„Zu meiner Zeit sahen die Menschen aber noch anders aus.“ wird sich die Queen vielleicht bei diesem Foto denken. „Oder kommt der mich jetzt vielleicht noch besuchen ? Angezogen danach ist er ja schon. Aber ohne Frack und Zylinder geht garnicht."

Diese gewollte oder ungewollte Komposition sahen wir in einer Einkaufsstraße von Gibraltar vor einem Bekleidungsgeschäft. Das Plakat der Queen war eine Würdigung an die verstorbene Monarchin von 2022. Ob allerdings der Affe im NASA-Anzug vor dem Schaufenster bewusst in Blickweite gestellt wurde kann ich nicht beurteilen. Vermutlich gab es den schon vorher als „Hingucker“ und „Passantenstopper“.
Allerdings - ich hätte den Astronauten aber zumindest in Blickrichtung zur Queen gedreht.
Soviel Respekt muss schon sein, denn die Queen sieht „not amused“ aus...



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Aber warum stehen solche oder ähnliche Figuren eigentlich vor oder in einem Schaufenster ?


Hingucker oder Werbefiguren.....
Eine Werbefigur ist eine fiktionale Person oder eine Kunstfigur, die im Rahmen einer Werbekampagne als Werbeträger Waren, Dienstleistungen und Marken präsentiert, indem sie diese personalisiert und so mit Handlungen, Emotionen oder beidem verbindet.

Sie unterstützen den Markenaufbau also damit, entweder selbst Werte bzw. Eigenschaften zu verkörpern oder durch ihre Gestaltung und Handlung auf solche hinzuweisen, die die Marke für sich reklamieren möchte.

So reitet der Marlboro Man seit 1954 in Richtung Freiheit und Abenteuer, Meister Proper zeigt uns seit 1958 wie man richtig putzt, und seit 1972 wissen wir, dass Kühe lila sind.
Werbefiguren haben das Ziel, die von ihnen verkörperte Marke und das dazugehörige Angebot im Gedächtnis eines potenziellen Kunden zu verankern und zu hohen Kauf- beziehungsweise Wiederkaufraten zu verführen. Die entscheidende Bedeutung der Werbefigur ist, dass sie viel stärker in unser Unterbewusstsein dringt, als der bloße Markenartikel.

Michael Paul ist Gründer des virtuellen Markenmuseums und Inhaber des Beratungsunternehmens Marketing Pilots
Durch eine Umfrage des Deutschen Werbemuseums wissen wir, wer die beliebteste deutsche Werbefigur ist: der Bärenmarke-Bär, gefolgt von den Mainzelmännchen auf Platz zwei und dem Charmin-Bär auf Rang drei.

In den USA besitzen Werbefiguren noch einen wesentlich höheren Stellenwert als in Deutschland, knapp 40 Prozent der in der Bundesrepublik eingesetzten und bekannten Werbefiguren sind in Amerika entwickelt worden.
Die amerikanische Marketingzeitschrift "Advertising Age" präsentierte vor Kurzem die 
"10 Advertising Icons of the Century": 
Platz eins: der Marlboro Man (die vermutlich weltweit bekannteste Werbefigur),
Platz zwei: Ronald McDonald
und auf Platz drei: Jolly Green Giant , ein grüner amerikanischer Riese des Lebensmittelkonzerns General Mills, der seit 1928 hochwertiges Gemüse anpreist

Ein weitverbreiteter Irrglaube ist, dass Werbefiguren eine Erfindung des Werbefernsehens sind. Die ältesten, noch heute aktiven Figuren, sind weit über 100 Jahre alt und entstanden lange bevor Produkte über elektronische Medien beworben wurden.
Johnnie Walker marschiert seit 1820 im Reiterdress für den Scotch, der Rotfrosch von Erdal (der bis 1919 allerdings grün war) verzierte bereits 1903 die Schuhcremedosen, der Bärenmarke-Bär steht seit 1892 auf Alpenmilch und Bibendum, das Reifenmännchen von Michelin, kleidet sich seit 1893 ausschließlich mit Gummireifen.

Werbestars im Wandel
Werbefiguren sind ursprünglich für Schaufenster und Verkaufsräume entwickelt worden und waren bei Weitem aufwendiger konzipiert und größer als heute. Sie wurden in der Regel eingesetzt, um Handel und Geschäftspartner für besondere Verdienste, hohe Umsätze, Jubiläen oder langjährige Treue zu belohnen.
Heute sind fast alle Werbefiguren von vornherein als kostengünstige Massenartikel produziert, um direkt in den Besitz von Endverbrauchern zu gelangen. In der Regel sind sie sehr klein (circa fünf bis zehn Zentimeter), viele werden als Schlüsselanhänger konzipiert.
Im Laufe der Jahre haben sich die Marketingwelt und die Werbemedien rasant verändert. Die Werbefiguren haben entsprechend reagiert: Die ersten Werbefiguren um die Jahrhundertwende begegneten den Verbrauchern direkt in Geschäften oder auf Plakatwänden, Litfasssäulen oder in Zeitungsinseraten.

Wackel-Elvis statt Clementine
Mit dem Aufkommen des Werbefernsehens in den 50er Jahren wurde das Fernsehen Hauptmedium und Nährboden der Werbefiguren. Der erste deutsche TV-Werbespot (Persil) lief am 5. November 1956 über den Bildschirm und viele Figuren, die in den 50er Jahren entstanden sind (Maggis Fridolin, HB-Männchen, Tony der Tiger), haben heute Kultcharakter.
Auffallend ist, dass im Laufe der Zeit mehr und mehr echte, das heißt von Menschen verkörperte, Werbefiguren (wie zum Beispiel Clementine, Herr Kaiser) durch animierte Kunstfiguren ersetzt wurden. Die Gründe sind simpel: Im Gegensatz zu echten Schauspielern (neudeutsch: Testimonials) haben sie keine Launen und kein biologisches Verfallsdatum, können also immer wieder verjüngt und neu in Szene gesetzt werden. Darüber hinaus erleichtern sie die immer wichtiger werdende Präsentation und Vermarktung im Internet und das dazugehörige Merchandising, zum Beispiel als Comic- oder Spielfiguren.
Ein Paradebeispiel ist der von der Agentur Saatchi & Saatchi im Jahr 2001 entwickelte Wackel-Elvis, eine Figur, die in einem TV-Spot auf sehr eindrucksvolle Weise das stufenlose Automatikgetriebe "Multitronic" erklärt und bei Audi eine unvorhersehbare und explosionsartige Nachfrage nach dieser Figur auslöste. Bis heute sind von der Figur, die eigentlich "The Fan" heißt und später vom Volksmund Wackel-Elvis getauft wurde, 500.000 Stück verkauft worden.

Wie man sieht ist Werbung wohl doch nötig um Aufmerksamkeit zu erlangen. Es muss ja nicht immer gleich die Queen oder ein Affe im Raumanzug sein.




Kategorie: Street
Rubrik: Im Vorbeigehen
Hochgeladen: 07.01.2025
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Kamera: SM-A528B
Objektiv:
Blende: f/1.8
Brennweite: 5.23 mm
Belichtung: 1/442 sec
ISO: 25
Keywords: Street,Queen,Reklame,Werb
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