Der Fehler besteht darin, dass der Mann immer noch die Frau zum Knotenbinden seines Schlipses ausbeutet. Aber sicherlich ist er dafür sehr dankbar und revanchiert sich in gebührender Form zu Weltfrauentag bei seiner Helferin.
Ein Klasse-Foto, lieber Lothar! Besonders geschickt ist der Einsatz der Vignette, nicht nur, um den Schwerpunkt auf den Knoten zu setzen, sondern natürlich auch, um die von hinten greifenden weiblichen Unterarme zu kaschieren. Besondere Akzente setzen die roten Fingernägel, wobei die wiederum kein weibliches Erkennungsmerkmal mehr sind. Nach meiner persönlichen Schlipsbindetechnik müsste zudem die obere Hand den Knoten fassen, während die untere am schmaleren Teil der Krawatte selbige festzurrt. Das lässt sich fotografisch aber schwieriger komponieren.
Gruß Hartmut
Ein Bild, das einen brainstorm auslöst - insbesondere zum Weltfrauentag. Zuspruch? Widerspruch? Alles ist denkbar (abhängig von der ganz persönlichen Disposition der Rezipienten dieses Bildes). Ich persönlich finde das Bild sehr pfiffig, ohne jede Bewertung. Fotografisch 1A.
Gruß Michael
Nett!! Die beiden Hände ziehen nicht am gleichen Strang, ja? Krawattenkonten übte ich vor -zig Jahren bei Papa... Und es schwant mir noch Hartmuts Technik die richtige zu sein.
Jedoch bin ich mir hier der weiblichen Hände nicht sicher. Die rote Farbe trugst du ja auf dem Bild nachträglich auf.
Um auf anderer Ebene den Senf dazuzugeben: Fehler ist, wenn ich aufs Frausein beharren muss. Das finde ich völlig unlustig.
LG Anne
Klar könnte man sagen, Weltfrauentag, danke dass ihr Frauen uns den Schlips bindet. Aber ich denke, die Interpretation ist zu billig.
Mit etwas Übung schafft es jeder Mann alleine.
Das ist ungefähr so, als wenn er zu ihr sagt - danke, dass du meine Wäsche wäscht, ich kann das nicht alleine.
Ob die Haltung des Bindens richtig ist, weiß ich nicht. Ich habe noch nie einen Schlips gebunden, warum auch? Ich trage keinen.
Der Weltfrauentag ist ja auch nicht eingeführt worden, um den Frauen danke zu sagen und ihnen Blumen zu schenken, (dafür ist wohl eher der Muttertag gedacht, worauf ich hier nicht eingehen möchte), sondern um sie als Frau anzuerkennen und sie nicht als Mensch zweiter Klasse zu behandeln (die aber Schlipse binden kann, wie toll)
Ich vermute, Lothar, dass du auf ein Foto anspielst, bei dem eine Frau mit roten Fingernägeln eine Kamera falsch in der Hand hält. Auch diese Bild hatte den Titel 8. März.
Wenn das stimmt, finde ich es gut gekontert und die Idee fantasiereich und gekonnt umgesetzt. Den Sinn dieses Bildes habe ich auch nicht verstanden.
Wenn ich Unrecht habe, auch gut!
Und Anne - wenn du meinst, als Frau anerkannt zu werden und zufrieden bist, dann freut mich das für dich.
Leider gibt es immer noch Frauen, die unterdrückt werden und mal zur Anerkennung den Schlips binden dürfen.
Gruß Karin
Eine Motividee, die natürlich zum Politisieren geradezu einlädt. Aber ich will da gar nicht so viel Gesellschaftspolitik hineininterpretieren. Ich finde einfach, daß diese Idee superwitzig ist!
VG Werner
Für mich liegt der Fehler hier in der Stigmatisierung, wenn du fragst, Lothar.
„Ein Stigma … ist eine unerwünschte Andersheit gegenüber dem, was wir erwartet hätten....
Ein Stigma ist eine Verallgemeinerung einer spezifischen Handlung oder Eigenheit einer Person auf deren Gesamtcharakter. Dabei bewirkt das Stigma einen Status der Person, der gegenüber ihren übrigen Eigenschaften hervorsticht. …“
… weiß für mich dazu Wikipedia.
Ein besonderes Merkmal „Krawatte“ (auf der zweiten Sichtebene der Bart) und „rote Fingernägel“ werden zu einem festgelegten Geschlechtsmerkmal und damit verbindet man gedanklich in fast gerader Linie dazu auch Normen und Verhaltensweisen, wie Mann sein darf und Frau zu sein hat. Das wird damit festgelegt. Und damit beginnt es ein Fehler zu sein. Und gleich an dem Punkt weitergedacht - Mann „darf“ und Frauen wird scheinbar vorgegeben, wie sie zu sein haben. Anderssein ist dabei nicht unbedingt vorgesehen. Das aber bei beiden Geschlechtern nicht. Ich übertreibe jetzt vielleicht etwas, aber bewusst. Denn leider ist das im Denken und Handeln quer durch alle Gesellschaftsschichten auch im 21. Jahrhundert noch verankert, nicht nur beim Mann, sondern auch der Frau. Gleich wenn schon viel an Umdenken dazu passierte.
Das Symbol „rote Fingernägel“ gehört halt zu einer Frau – unbedingt. Unbedingt? „Krawatte“ gehört zu einem Mann – unbedingt. Ist das so? Ein Businesstyp, gestylt bis in die Bartspitzen. Sie – vielleicht bis zum Schuhabsatz – sieht man aber nicht. Und - na, ja, mal am Rande: Sorgfalt beim Lackieren der Nägel sieht auch anders aus. Warum ist das so, dass diese Merkmale derart steif geschlechtsbezogen festgelegt werden? Weil es schon immer so war? Weil es – um Himmels willen – nicht anders sein dürfte, weil wir es nur so gewohnt sind? Das ist doch das Normale, das sind die Regeln – so der Aufschrei. Anderssein fällt auf und aus dem Rahmen. Und das trifft gleichwohl und insbesondere auf das Verhalten zu, eben wie ich mir den MANN vorstelle und ER sich die FRAU vorstellt im Miteinander-Umgehen. Hierarchien fangen im Kleinen an – oder enden dort. Überhaupt Hierarchien … trennt in oben und unten … (schon wieder ein neues Thema)
Gut, langsam weicht diese Art der Stigmatisierungen auf. Männer tragen auch mal Rock, lackieren sich vielleicht die Nägel - warum nicht, wenn's gefällt -, putzen die Wohnung und waschen die Wäsche. Pinkfarbene Hemden sind bei einem Mann ganz groß in Mode, Kinderwagen schiebende Männer sexy. Und Frauen tragen seit - wenn ich richtig liege – dem 19. Jahrhundert schon Hosen, Ausdruck ihrer Emanzipation damals, und war mit einem Aufschrei bis Verbot manches Ehemannes für seine Frau verbunden. Heute ist die Hose an einer Frau gesellschaftsfähig und aus dem Straßenbild nicht mehr wegzudenken. Das ist das Äußere. Aber im Kopf?
Mann fürchtete damals um seine Vormachtrolle, um sein Sagen. Heute aber ebenso noch, wenn vielfach subtiler. Es ging ja nicht selten um Machtanspruch, auch gegenüber der Frau. Denn wenn eine Frau mal „die Hosen anhat“, wie das so schön bezeichnet wird, dann rümpft sich Mann – nicht alle Männer – die Nase. Trägt sie Hosen = Machtverlust für den Mann, weil er meinte, sie wolle nun über ihn das Sagen bekommen. Anderssein, egal welcher Couleur, war und ist leider heute noch verpönt, weil es von Bekanntem abweicht, aus dem „Rahmen fällt, so die Meinung war, weil es von der Mode und den Traditionen, dem gesellschaftlichen Verständnis und den Ritualen nicht vorgesehen war. Aber ist das nur ein ausschließlich männliches Problem? Denke nicht. Es gehören immer Zwei dazu, auch wenn es natürlich für Frau ungemein schwerer war – damals zumindest – sich zu behaupten, über ihre Rechte und Bedürfnisse selbst bestimmen zu können, weil sie tatsächlich nichts oder viel weniger zu sagen hatten. Heute sieht das schon gleichwohl nicht mehr ganz so starr und strenggezurrt aus, obwohl noch viel Wasser den Rhein runterfließen muss, bis es eine echte Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen geben wird. Die Menschheit ist auf dem Weg, aber hat zurzeit andere Sorgen. Und recht haben, ist noch lange nicht recht auch zu bekommen.
Zu sehen im Foto sind hier also und damit für mich wahrzunehmen: rote Fingernägel = Frau (für mich sind es Frauenhände). Krawattenträger = Mann. Stigmatisierung. Es ist ja inszeniert, insofern kann es - Photoshop macht's möglich – durchweg eine Frau sein, die sich mit dem Bart die männlichen Geschlechtsmerkmale „angelegt hat“. Und dann, um noch eins obendrauf zu setzen: Frauenhände bedienen den Mann. Ich kann es milder sehen – helfen ihm. Aber dazu ist das Symbol der Krawatte zu prägnant. Ein Klischee über Jahrhunderte. Krawatte steht für Männlichkeit, für Macht. Symbolisch wohlgemerkt. Sie verhilft ihm mit dem Festzurren zur Macht – kann ich auch so sehen. Aber zu „Weiberfastnacht“ in den Hochburgen des Karnevals werden den Männern die Krawatten ja abgeschnitten, sofern sie überhaupt erst welche tragen. Und damit sollen sie symbolisch in ihrer (Vor)Macht vor allem „beschnitten“ werden, weil frau sich unterdrückt empfindet. Einmal das Zepter schwingen wollen, und wenn es nur für einen Tag ist. Also das nur zum Symbol „Krawatte“.
Aber das Stigma ist hier ebenso: Sie hat für ihn da zu sein, er steht (seinen Mann im Leben). Und er steht sichtbarer, sie unsichtbar, mehr denn reduziert nur auf ihre roten Nägel. Die „Frau im Hintergrund“, die, die dem Mann den Rücken freihält, damit er in seiner Position ganz aufgehen kann. Sie ist für ihn da und sorgt für ihn, damit er flott aussieht und optisch besteht … Es könnte noch anderes als Interpretation herhalten, aber es ist symbolisch Ausdruck für mich, so ich es herauslese, für einen besonderen Typ Mann, einen besonderen Typ Frau. Sicher verdichtet es die gesamte Thematik, aber das hat nun mal die Kunst an sich. Wenn man darüber nachdenkt und redet, ist es gut gemacht. Hier dein Foto zusammen mit der Frage.
Das Foto provoziert und teilt Wahrnehmungen und Ansichten. Es stellt Fragen und beantwortet mir, wenn ich genau hinsehe, auch einige. Durch deine Bearbeitung mit der weißen Vignette, erscheint es wie ein Traum – oder Trugbild. Ich wünschte es wäre so. Aber die Realität sieht leider anders aus. Krawattenträger bestimmen, dass Frauen weniger Lohn für die gleiche Arbeit erhalten. Kindererziehung, Haushalt – immer noch mehr Frauensache. Und dann kommt das Denken mancher Frau dazu: Karriere - ich? Ich doch nicht, das macht mein Mann. Und so gedacht, nährt es damit das Patriarchat. Es liegt nicht nur am Mann, sondern auch und vielfach noch mit an der Frau, dass sich nichts, wenig oder zu langsam verändert in den Köpfen Einzelner bis hoch in die Chefetagen. Nur zugeben will das kaum einer. Ich bin doch für die Gleichberechtigung, denke viele. (Wenn auch nur am Weltfrauentag).
Der Fehler liegt im Denken, was ein Verhalten hervorruft. Und wenn ich das nicht erkenne, wird es noch lange so bleiben wie es ist – Weltfrauentag hin oder her. Für mich braucht es diesen Tag nicht wirklich. Ob Mann oder Frau – egal. Ich betrachte und begegne Menschen und die sehe ich und hätte ich gern durch alle Lebensbereiche gleichbehandelt gesehen an allen Tagen im Jahr. Und Blumen nicht nur am Valentinstag oder Weltfrauentag, sondern einfach mal so an irgendeinem Tag im Jahr, weil es uns gibt - die Frauen, und nicht was wir sind.
Ich kann beim besten Willen hier keinen
"Fehler"entdecken,auch wenn ich mich noch
so bemühe einen zu finden.
Wenn es hier einen "Fehler" gibt,dann ist es die
Frage des Bildautors, ob es hier einen Fehler gäbe.
Lg Peter
Kommentare zum Bild
Hartmut Frentz
09.03.2024Der Fehler besteht darin, dass der Mann immer noch die Frau zum Knotenbinden seines Schlipses ausbeutet. Aber sicherlich ist er dafür sehr dankbar und revanchiert sich in gebührender Form zu Weltfrauentag bei seiner Helferin.
Ein Klasse-Foto, lieber Lothar! Besonders geschickt ist der Einsatz der Vignette, nicht nur, um den Schwerpunkt auf den Knoten zu setzen, sondern natürlich auch, um die von hinten greifenden weiblichen Unterarme zu kaschieren. Besondere Akzente setzen die roten Fingernägel, wobei die wiederum kein weibliches Erkennungsmerkmal mehr sind. Nach meiner persönlichen Schlipsbindetechnik müsste zudem die obere Hand den Knoten fassen, während die untere am schmaleren Teil der Krawatte selbige festzurrt. Das lässt sich fotografisch aber schwieriger komponieren.
Gruß Hartmut
Michael Dehms
09.03.2024Ein Bild, das einen brainstorm auslöst - insbesondere zum Weltfrauentag. Zuspruch? Widerspruch? Alles ist denkbar (abhängig von der ganz persönlichen Disposition der Rezipienten dieses Bildes). Ich persönlich finde das Bild sehr pfiffig, ohne jede Bewertung. Fotografisch 1A.
Gruß Michael
Dieter F.Grins
09.03.2024Kommt bei mir nicht vor,ich trage schon lange keine mehr.
Klasse Idee und Umsetzung.
BG Dieter
Anne UD
09.03.2024Nett!! Die beiden Hände ziehen nicht am gleichen Strang, ja? Krawattenkonten übte ich vor -zig Jahren bei Papa... Und es schwant mir noch Hartmuts Technik die richtige zu sein.
Jedoch bin ich mir hier der weiblichen Hände nicht sicher. Die rote Farbe trugst du ja auf dem Bild nachträglich auf.
Um auf anderer Ebene den Senf dazuzugeben: Fehler ist, wenn ich aufs Frausein beharren muss. Das finde ich völlig unlustig.
LG Anne
Anne UD
09.03.2024... beharren muss, weil von außen in Zweifel gezogen wird, dass man damit zufrieden ist - so, wie es ist!
Nett
09.03.2024Klar könnte man sagen, Weltfrauentag, danke dass ihr Frauen uns den Schlips bindet. Aber ich denke, die Interpretation ist zu billig.
Mit etwas Übung schafft es jeder Mann alleine.
Das ist ungefähr so, als wenn er zu ihr sagt - danke, dass du meine Wäsche wäscht, ich kann das nicht alleine.
Ob die Haltung des Bindens richtig ist, weiß ich nicht. Ich habe noch nie einen Schlips gebunden, warum auch? Ich trage keinen.
Der Weltfrauentag ist ja auch nicht eingeführt worden, um den Frauen danke zu sagen und ihnen Blumen zu schenken, (dafür ist wohl eher der Muttertag gedacht, worauf ich hier nicht eingehen möchte), sondern um sie als Frau anzuerkennen und sie nicht als Mensch zweiter Klasse zu behandeln (die aber Schlipse binden kann, wie toll)
Ich vermute, Lothar, dass du auf ein Foto anspielst, bei dem eine Frau mit roten Fingernägeln eine Kamera falsch in der Hand hält. Auch diese Bild hatte den Titel 8. März.
Wenn das stimmt, finde ich es gut gekontert und die Idee fantasiereich und gekonnt umgesetzt. Den Sinn dieses Bildes habe ich auch nicht verstanden.
Wenn ich Unrecht habe, auch gut!
Und Anne - wenn du meinst, als Frau anerkannt zu werden und zufrieden bist, dann freut mich das für dich.
Leider gibt es immer noch Frauen, die unterdrückt werden und mal zur Anerkennung den Schlips binden dürfen.
Gruß Karin
Nora
10.03.2024Bindet die Partnerin die Krawatte oder hat er sich die Nägel lackiert. Heute auch kein Problem mehr. Witzige Szene, klasse Idee.
VG Nora
Werner Schabner
10.03.2024Eine Motividee, die natürlich zum Politisieren geradezu einlädt. Aber ich will da gar nicht so viel Gesellschaftspolitik hineininterpretieren. Ich finde einfach, daß diese Idee superwitzig ist!
VG Werner
Brida
10.03.2024Für mich liegt der Fehler hier in der Stigmatisierung, wenn du fragst, Lothar.
„Ein Stigma … ist eine unerwünschte Andersheit gegenüber dem, was wir erwartet hätten....
Ein Stigma ist eine Verallgemeinerung einer spezifischen Handlung oder Eigenheit einer Person auf deren Gesamtcharakter. Dabei bewirkt das Stigma einen Status der Person, der gegenüber ihren übrigen Eigenschaften hervorsticht. …“
… weiß für mich dazu Wikipedia.
Ein besonderes Merkmal „Krawatte“ (auf der zweiten Sichtebene der Bart) und „rote Fingernägel“ werden zu einem festgelegten Geschlechtsmerkmal und damit verbindet man gedanklich in fast gerader Linie dazu auch Normen und Verhaltensweisen, wie Mann sein darf und Frau zu sein hat. Das wird damit festgelegt. Und damit beginnt es ein Fehler zu sein. Und gleich an dem Punkt weitergedacht - Mann „darf“ und Frauen wird scheinbar vorgegeben, wie sie zu sein haben. Anderssein ist dabei nicht unbedingt vorgesehen. Das aber bei beiden Geschlechtern nicht. Ich übertreibe jetzt vielleicht etwas, aber bewusst. Denn leider ist das im Denken und Handeln quer durch alle Gesellschaftsschichten auch im 21. Jahrhundert noch verankert, nicht nur beim Mann, sondern auch der Frau. Gleich wenn schon viel an Umdenken dazu passierte.
Das Symbol „rote Fingernägel“ gehört halt zu einer Frau – unbedingt. Unbedingt? „Krawatte“ gehört zu einem Mann – unbedingt. Ist das so? Ein Businesstyp, gestylt bis in die Bartspitzen. Sie – vielleicht bis zum Schuhabsatz – sieht man aber nicht. Und - na, ja, mal am Rande: Sorgfalt beim Lackieren der Nägel sieht auch anders aus. Warum ist das so, dass diese Merkmale derart steif geschlechtsbezogen festgelegt werden? Weil es schon immer so war? Weil es – um Himmels willen – nicht anders sein dürfte, weil wir es nur so gewohnt sind? Das ist doch das Normale, das sind die Regeln – so der Aufschrei. Anderssein fällt auf und aus dem Rahmen. Und das trifft gleichwohl und insbesondere auf das Verhalten zu, eben wie ich mir den MANN vorstelle und ER sich die FRAU vorstellt im Miteinander-Umgehen. Hierarchien fangen im Kleinen an – oder enden dort. Überhaupt Hierarchien … trennt in oben und unten … (schon wieder ein neues Thema)
Gut, langsam weicht diese Art der Stigmatisierungen auf. Männer tragen auch mal Rock, lackieren sich vielleicht die Nägel - warum nicht, wenn's gefällt -, putzen die Wohnung und waschen die Wäsche. Pinkfarbene Hemden sind bei einem Mann ganz groß in Mode, Kinderwagen schiebende Männer sexy. Und Frauen tragen seit - wenn ich richtig liege – dem 19. Jahrhundert schon Hosen, Ausdruck ihrer Emanzipation damals, und war mit einem Aufschrei bis Verbot manches Ehemannes für seine Frau verbunden. Heute ist die Hose an einer Frau gesellschaftsfähig und aus dem Straßenbild nicht mehr wegzudenken. Das ist das Äußere. Aber im Kopf?
Mann fürchtete damals um seine Vormachtrolle, um sein Sagen. Heute aber ebenso noch, wenn vielfach subtiler. Es ging ja nicht selten um Machtanspruch, auch gegenüber der Frau. Denn wenn eine Frau mal „die Hosen anhat“, wie das so schön bezeichnet wird, dann rümpft sich Mann – nicht alle Männer – die Nase. Trägt sie Hosen = Machtverlust für den Mann, weil er meinte, sie wolle nun über ihn das Sagen bekommen. Anderssein, egal welcher Couleur, war und ist leider heute noch verpönt, weil es von Bekanntem abweicht, aus dem „Rahmen fällt, so die Meinung war, weil es von der Mode und den Traditionen, dem gesellschaftlichen Verständnis und den Ritualen nicht vorgesehen war. Aber ist das nur ein ausschließlich männliches Problem? Denke nicht. Es gehören immer Zwei dazu, auch wenn es natürlich für Frau ungemein schwerer war – damals zumindest – sich zu behaupten, über ihre Rechte und Bedürfnisse selbst bestimmen zu können, weil sie tatsächlich nichts oder viel weniger zu sagen hatten. Heute sieht das schon gleichwohl nicht mehr ganz so starr und strenggezurrt aus, obwohl noch viel Wasser den Rhein runterfließen muss, bis es eine echte Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen geben wird. Die Menschheit ist auf dem Weg, aber hat zurzeit andere Sorgen. Und recht haben, ist noch lange nicht recht auch zu bekommen.
Zu sehen im Foto sind hier also und damit für mich wahrzunehmen: rote Fingernägel = Frau (für mich sind es Frauenhände). Krawattenträger = Mann. Stigmatisierung. Es ist ja inszeniert, insofern kann es - Photoshop macht's möglich – durchweg eine Frau sein, die sich mit dem Bart die männlichen Geschlechtsmerkmale „angelegt hat“. Und dann, um noch eins obendrauf zu setzen: Frauenhände bedienen den Mann. Ich kann es milder sehen – helfen ihm. Aber dazu ist das Symbol der Krawatte zu prägnant. Ein Klischee über Jahrhunderte. Krawatte steht für Männlichkeit, für Macht. Symbolisch wohlgemerkt. Sie verhilft ihm mit dem Festzurren zur Macht – kann ich auch so sehen. Aber zu „Weiberfastnacht“ in den Hochburgen des Karnevals werden den Männern die Krawatten ja abgeschnitten, sofern sie überhaupt erst welche tragen. Und damit sollen sie symbolisch in ihrer (Vor)Macht vor allem „beschnitten“ werden, weil frau sich unterdrückt empfindet. Einmal das Zepter schwingen wollen, und wenn es nur für einen Tag ist. Also das nur zum Symbol „Krawatte“.
Aber das Stigma ist hier ebenso: Sie hat für ihn da zu sein, er steht (seinen Mann im Leben). Und er steht sichtbarer, sie unsichtbar, mehr denn reduziert nur auf ihre roten Nägel. Die „Frau im Hintergrund“, die, die dem Mann den Rücken freihält, damit er in seiner Position ganz aufgehen kann. Sie ist für ihn da und sorgt für ihn, damit er flott aussieht und optisch besteht … Es könnte noch anderes als Interpretation herhalten, aber es ist symbolisch Ausdruck für mich, so ich es herauslese, für einen besonderen Typ Mann, einen besonderen Typ Frau. Sicher verdichtet es die gesamte Thematik, aber das hat nun mal die Kunst an sich. Wenn man darüber nachdenkt und redet, ist es gut gemacht. Hier dein Foto zusammen mit der Frage.
Das Foto provoziert und teilt Wahrnehmungen und Ansichten. Es stellt Fragen und beantwortet mir, wenn ich genau hinsehe, auch einige. Durch deine Bearbeitung mit der weißen Vignette, erscheint es wie ein Traum – oder Trugbild. Ich wünschte es wäre so. Aber die Realität sieht leider anders aus. Krawattenträger bestimmen, dass Frauen weniger Lohn für die gleiche Arbeit erhalten. Kindererziehung, Haushalt – immer noch mehr Frauensache. Und dann kommt das Denken mancher Frau dazu: Karriere - ich? Ich doch nicht, das macht mein Mann. Und so gedacht, nährt es damit das Patriarchat. Es liegt nicht nur am Mann, sondern auch und vielfach noch mit an der Frau, dass sich nichts, wenig oder zu langsam verändert in den Köpfen Einzelner bis hoch in die Chefetagen. Nur zugeben will das kaum einer. Ich bin doch für die Gleichberechtigung, denke viele. (Wenn auch nur am Weltfrauentag).
Der Fehler liegt im Denken, was ein Verhalten hervorruft. Und wenn ich das nicht erkenne, wird es noch lange so bleiben wie es ist – Weltfrauentag hin oder her. Für mich braucht es diesen Tag nicht wirklich. Ob Mann oder Frau – egal. Ich betrachte und begegne Menschen und die sehe ich und hätte ich gern durch alle Lebensbereiche gleichbehandelt gesehen an allen Tagen im Jahr. Und Blumen nicht nur am Valentinstag oder Weltfrauentag, sondern einfach mal so an irgendeinem Tag im Jahr, weil es uns gibt - die Frauen, und nicht was wir sind.
peterhametter
10.03.2024Ich kann beim besten Willen hier keinen
"Fehler"entdecken,auch wenn ich mich noch
so bemühe einen zu finden.
Wenn es hier einen "Fehler" gibt,dann ist es die
Frage des Bildautors, ob es hier einen Fehler gäbe.
Lg Peter
Barbara Weller
16.03.2024Die Schlipse für Frauen können vielleicht wieder in Mode kommen ;-))).
LG, Barbara