Begegnungen
Ulrich Joho
„DDR. UMBRUCH. Platz machen für Westkonserven. Dresden, Äußere Neustadt, Januar 1990“
„DDR. UMBRUCH. Platz machen für Westkonserven. Dresden, Äußere Neustadt, Januar 1990“
Alle Ostprodukte mussten raus aus Läden und Supermärkten. Was für ein tolles Profitgeschenk - ein ganzes Land als Absatzmarkt! Wird jetzt gerade wieder bei diversen Aufrechniungen zu den schrecklichen Kosten der Vereinigung vergessen ...
UMBRUCH
Dresden, Januar 1990. Auf dem Fucikplatz jubeln die Massen Seiner Königlichen Hoheit, Prinz Albert, zu. Der tönt: „Es lebe Sachsen auf der Basis der christlich-abendländischen Kultur!“ Und begeistert damit auch einen Altbischof des Bistums Dresden-Meißen: „Hoheit, es ist an der Zeit, dass Sie wieder nach Sachsen kommen, um mit der alten Heimat Kontakt zu knüpfen.“
Oberbürgermeister Wolfgang Berghofer inszeniert mit mächtigem Medienrummel seinen Austritt aus der SED/PDS.
In Dresdens Äußerer Neustadt modern alte Mietskasernen vor sich hin, werden Wellblechzäune und Hausfassaden mit wirren Sprüchen und immer wieder einem stilisierten Schablonenporträt von Marilyn Monroe besprüht. Die CDU plakatiert: Parteien raus aus den Betrieben.
Vor dem Büro der „Gruppe der 20“ parken drei schwarze BMW – Bayerns Innenminister Stoiber soll gesehen worden sein.
Gleich neben der „Goldquelle“ haben sich Studenten den Coffee-Shop „Bronx“ mit Holzkisten eingerichtet. Stammgast ist auch die Ärztin Friederike K., die meint, jeder sei an seiner Krankheit selber Schuld.
Eine wirre Zeit.
Aus: DDR. Erinnerungen. 1970 bis 1990
Erschienen bei edition winterwork (auch über amazon)
UMBRUCH
Dresden, Januar 1990. Auf dem Fucikplatz jubeln die Massen Seiner Königlichen Hoheit, Prinz Albert, zu. Der tönt: „Es lebe Sachsen auf der Basis der christlich-abendländischen Kultur!“ Und begeistert damit auch einen Altbischof des Bistums Dresden-Meißen: „Hoheit, es ist an der Zeit, dass Sie wieder nach Sachsen kommen, um mit der alten Heimat Kontakt zu knüpfen.“
Oberbürgermeister Wolfgang Berghofer inszeniert mit mächtigem Medienrummel seinen Austritt aus der SED/PDS.
In Dresdens Äußerer Neustadt modern alte Mietskasernen vor sich hin, werden Wellblechzäune und Hausfassaden mit wirren Sprüchen und immer wieder einem stilisierten Schablonenporträt von Marilyn Monroe besprüht. Die CDU plakatiert: Parteien raus aus den Betrieben.
Vor dem Büro der „Gruppe der 20“ parken drei schwarze BMW – Bayerns Innenminister Stoiber soll gesehen worden sein.
Gleich neben der „Goldquelle“ haben sich Studenten den Coffee-Shop „Bronx“ mit Holzkisten eingerichtet. Stammgast ist auch die Ärztin Friederike K., die meint, jeder sei an seiner Krankheit selber Schuld.
Eine wirre Zeit.
Aus: DDR. Erinnerungen. 1970 bis 1990
Erschienen bei edition winterwork (auch über amazon)
|
|
Um einen Kommentar zum Bild zu verfassen, musst Du Dich zuerst anmelden oder neu registrieren!
Kommentare zum Bild
fan700
22.05.2014Hallo Ulrich,
im letzten FF-Heft bin ich auf einen Artikel über Dich gestoßen. Die dort vorgestellte Auswahl aus Deinen Bildern hat mich schwer beeindruckt. Es freut mich desto mehr, in der Galerie weitere Bilder zu entdecken.
Grüße
fan700
Wolfgang Bernauer
03.10.2023Ein beeindruckendes Zeitdokument! Glückwunsch zum BdT! - LG Wolfgang