Situationen
„DDR. Sowjetarmee. Ausgang, Rummel. Potsdam 1989“
SOWJETARMEE
Wir hatten uns an die grauen Kasernen gewöhnt. An die Regulierer mit dem schwarzweiß geringelten Leuchtstab und sichernden Katzenaugengürteln, Stunden um Stunden diszipliniert an Kreuzungen wartend, um dann schier endlosen mattgrünen Kolonnen den Weg zu weisen. Wir hatten uns gewöhnt an kleine Gruppen in braunen Ausgehuniformen beim Schlendern über den Potsdamer Fußgängerboulevard etwa oder durch den Schlosspark Sanssouci. Aufgekratzt waren die jungen Soldaten, genossen die als Auszeichnung verdiente kurze Freiheit. Mancher schob keck die Schirmmütze in den Nacken. So beim Rummelbesuch, bei dem der angesparte Wehrsold von 50 Pfennigen pro Tag schnell verjubelt war.
Im Juni öffnete die Garnison Wünsdorf zur Abschiedsparade die Blechtore. Tausende DDR-Bürger strömten voller Neugier auf das riesige Gelände des Oberkommandos der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland. Packten die Taschen voll mit preiswertem Wodka, schleppten Teppiche und genossen köstlich gebrutzelte Schaschliks. Und wurden Zeuge der großen Abschiedsparade. Im September startete die letzte Militärmaschine vom nahen Flugplatz Sperenberg Richtung Heimat mit dem einstigen Oberkommandierenden Generaloberst Burlakow. Offiziere und Mannschaften waren abgereist in eine oft ungewisse Zukunft. Zurück blieben unzählige Katzen und Hunde – Stunde der Tierschützer, die sich liebevoll sorgten. Zeit aber auch deutscher Vandalen, die sich ungestraft austobten. Dank an die emsigen Heimatforscher, denen gerettete Zeugnisse aus dem Kasernenalltag zu danken sind, ausgestellt in einem Museum in der Wünsdorfer Bücherstadt.
Aus: DDR. Erinnerungen. 1970 bis 1990
bei edition winterwork als book on demand
Portfolio in www.ulrich-joho.de
Wir hatten uns an die grauen Kasernen gewöhnt. An die Regulierer mit dem schwarzweiß geringelten Leuchtstab und sichernden Katzenaugengürteln, Stunden um Stunden diszipliniert an Kreuzungen wartend, um dann schier endlosen mattgrünen Kolonnen den Weg zu weisen. Wir hatten uns gewöhnt an kleine Gruppen in braunen Ausgehuniformen beim Schlendern über den Potsdamer Fußgängerboulevard etwa oder durch den Schlosspark Sanssouci. Aufgekratzt waren die jungen Soldaten, genossen die als Auszeichnung verdiente kurze Freiheit. Mancher schob keck die Schirmmütze in den Nacken. So beim Rummelbesuch, bei dem der angesparte Wehrsold von 50 Pfennigen pro Tag schnell verjubelt war.
Im Juni öffnete die Garnison Wünsdorf zur Abschiedsparade die Blechtore. Tausende DDR-Bürger strömten voller Neugier auf das riesige Gelände des Oberkommandos der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland. Packten die Taschen voll mit preiswertem Wodka, schleppten Teppiche und genossen köstlich gebrutzelte Schaschliks. Und wurden Zeuge der großen Abschiedsparade. Im September startete die letzte Militärmaschine vom nahen Flugplatz Sperenberg Richtung Heimat mit dem einstigen Oberkommandierenden Generaloberst Burlakow. Offiziere und Mannschaften waren abgereist in eine oft ungewisse Zukunft. Zurück blieben unzählige Katzen und Hunde – Stunde der Tierschützer, die sich liebevoll sorgten. Zeit aber auch deutscher Vandalen, die sich ungestraft austobten. Dank an die emsigen Heimatforscher, denen gerettete Zeugnisse aus dem Kasernenalltag zu danken sind, ausgestellt in einem Museum in der Wünsdorfer Bücherstadt.
Aus: DDR. Erinnerungen. 1970 bis 1990
bei edition winterwork als book on demand
Portfolio in www.ulrich-joho.de
|
|
Um einen Kommentar zum Bild zu verfassen, musst Du Dich zuerst anmelden oder neu registrieren!
Kommentare zum Bild
Gelöschter Benutzer
09.05.2014..ich kann nur bis 1974 davon sprechen, es war eine Ehre für die Soldaten, wenn diese Ausgang in die Stadt Glauchau hatten, da mussten die armen Kerle schon was Besonderes geleistet haben, ansonsten waren sie in der Kaserne 3 Jahre eingesperrt, ohne Kontakte zur Bevölkerung.
Aber der "Russenladen" war auch bei DDR Bürgern beliebt, da es dort oft Dinge gab, die man so nicht kaufen konnte. Um da einkaufen zu gehen, musste man sehr viel Vitamin B haben..
Tja so wars und ist jetzt 40 Jahre (im August) her ,dass ich im Westen bin, aber nie richtig angekommen!
LG
Sabine
Ulrich Joho
10.05.2014Liebe Sabine,
danke für Deine Anmerkung. Ich kenne das Magasin aus dem Kasernengelände in Krampnitz bei Potsdam - der Zaun war an einer Stelle heruntergetrampelt. Es war kein gutes Gefühl, den Einkaufsbeutel mit Schweinefilet und Letscho-Konserven zu füllen, auf dem Rückweg begleitet von, zu Recht, argwöhnischen Blicken von Offizieren und deren Angehörigen. Mit einem neuen Kommandanten wurde dann das Schlupfloch geschlossen. Im Juni 1994 erlebte ich als Journalist die Öffnung des Oberkommandos in Wünsdorf für die Abschiedsparade. Mehr dazu in meinem Portfolio unter www.ulrich-joho.de
Herzlich - Ulrich