Situationen
„DDR. Sowjetarmee. Verlegung. Potsdam 1986“
SOWJETARMEE
Wir hatten uns an die grauen Kasernen gewöhnt. An die Regulierer mit dem schwarzweiß geringelten Leuchtstab und sichernden Katzenaugengürteln, Stunden um Stunden diszipliniert an Kreuzungen wartend, um dann schier endlosen mattgrünen Kolonnen den Weg zu weisen. Wir hatten uns gewöhnt an kleine Gruppen in braunen Ausgehuniformen beim Schlendern über den Potsdamer Fußgängerboulevard etwa oder durch den Schlosspark Sanssouci. Aufgekratzt waren die jungen Soldaten, genossen die als Auszeichnung verdiente kurze Freiheit. Mancher schob keck die Schirmmütze in den Nacken. So beim Rummelbesuch, bei dem der angesparte Wehrsold von 50 Pfennigen pro Tag schnell verjubelt war.
Im Juni öffnete die Garnison Wünsdorf zur Abschiedsparade die Blechtore. Tausende DDR-Bürger strömten voller Neugier auf das riesige Gelände des Oberkommandos der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland. Packten die Taschen voll mit preiswertem Wodka, schleppten Teppiche und genossen köstlich gebrutzelte Schaschliks. Und wurden Zeuge der großen Abschiedsparade. Im September startete die letzte Militärmaschine vom nahen Flugplatz Sperenberg Richtung Heimat mit dem einstigen Oberkommandierenden Generaloberst Burlakow. Offiziere und Mannschaften waren abgereist in eine oft ungewisse Zukunft. Zurück blieben unzählige Katzen und Hunde – Stunde der Tierschützer, die sich liebevoll sorgten. Zeit aber auch deutscher Vandalen, die sich ungestraft austobten. Dank an die emsigen Heimatforscher, denen gerettete Zeugnisse aus dem Kasernenalltag zu danken sind, ausgestellt in einem Museum in der Wünsdorfer Bücherstadt.
Aus: DDR. Erinnerungen. 1970 bis 1990
bei edition winterwork als book on demand
Portfolio in www.ulrich-joho.de
Wir hatten uns an die grauen Kasernen gewöhnt. An die Regulierer mit dem schwarzweiß geringelten Leuchtstab und sichernden Katzenaugengürteln, Stunden um Stunden diszipliniert an Kreuzungen wartend, um dann schier endlosen mattgrünen Kolonnen den Weg zu weisen. Wir hatten uns gewöhnt an kleine Gruppen in braunen Ausgehuniformen beim Schlendern über den Potsdamer Fußgängerboulevard etwa oder durch den Schlosspark Sanssouci. Aufgekratzt waren die jungen Soldaten, genossen die als Auszeichnung verdiente kurze Freiheit. Mancher schob keck die Schirmmütze in den Nacken. So beim Rummelbesuch, bei dem der angesparte Wehrsold von 50 Pfennigen pro Tag schnell verjubelt war.
Im Juni öffnete die Garnison Wünsdorf zur Abschiedsparade die Blechtore. Tausende DDR-Bürger strömten voller Neugier auf das riesige Gelände des Oberkommandos der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland. Packten die Taschen voll mit preiswertem Wodka, schleppten Teppiche und genossen köstlich gebrutzelte Schaschliks. Und wurden Zeuge der großen Abschiedsparade. Im September startete die letzte Militärmaschine vom nahen Flugplatz Sperenberg Richtung Heimat mit dem einstigen Oberkommandierenden Generaloberst Burlakow. Offiziere und Mannschaften waren abgereist in eine oft ungewisse Zukunft. Zurück blieben unzählige Katzen und Hunde – Stunde der Tierschützer, die sich liebevoll sorgten. Zeit aber auch deutscher Vandalen, die sich ungestraft austobten. Dank an die emsigen Heimatforscher, denen gerettete Zeugnisse aus dem Kasernenalltag zu danken sind, ausgestellt in einem Museum in der Wünsdorfer Bücherstadt.
Aus: DDR. Erinnerungen. 1970 bis 1990
bei edition winterwork als book on demand
Portfolio in www.ulrich-joho.de
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