Im Vorbeigehen
„DDR. Berlin, an der Markthalle, Karl-Liebknecht-Straße 1978“
MMeine DDR
Wir waren, irgendwie, eine Mannschaft. Wir wohnten in Potsdam, Wilhelmshorst, Stahnsdorf. Einer arbeitete im Bau, ein anderer im Kulturministerium. Klaus war Chefredakteur der Jagdzeitschrift, Wilfried schrieb über Garten und Kleintierzucht und Thomas war der Mann von der INTERFLUG. Wir trafen uns zum Feierabend immer hinten, im letzten Wagen des Doppelstockzuges. Wir tranken Berliner Pils, auch mal ein Schlückchen Doppelkorn und erzählten unsere kleinen Frustgeschichten. Das ließ die elend lange Fahrerei außen um Berlin herum leichter ertragen. Zwei aus der Mannschaft waren Westreisekader. Der INTERFLUG-Mann wusste zu berichten, dass die schwedische Staatsbahn zu Weihnachten kostenlos Apfelsinen verteilte und der Chefredakteur brachte mir für 1500 DDR-Mark (1:5) eine Kamera aus Westberlin mit.
Wir waren eine fröhliche kleine Truppe im letzten Wagen. Helmut aus dem Bauministerium allerdings war manches Mal etwas unleidlich, wenn er sich in Rage redete über die Unfähigkeit seiner Vorgesetzten.
Ich freute mich über die Arbeit als Bildreporter bei der Frauenillustrierten FÜR DICH. Thomas von der INTERFLUG paukte begeistert französische Vokabeln, weil ein Job in Paris lachte. Dann war aber doch nur von Rumänien die Rede. Mit der Maueröffnung verloren wir uns aus den Augen. Klaus, erfuhr ich, seit tot. Vielleicht Selbstmord. Helmut traf ich bei einem Fototermin der Deutschen Bank, bei der er untergekommen war. Er übte sich perfekt in Bücklingen.
Aus: DDR. Erinnerungen. 1970 bis 1990
(edition winterwork)
www.ulrich-joho.de
Ulrich Joho
Wir waren, irgendwie, eine Mannschaft. Wir wohnten in Potsdam, Wilhelmshorst, Stahnsdorf. Einer arbeitete im Bau, ein anderer im Kulturministerium. Klaus war Chefredakteur der Jagdzeitschrift, Wilfried schrieb über Garten und Kleintierzucht und Thomas war der Mann von der INTERFLUG. Wir trafen uns zum Feierabend immer hinten, im letzten Wagen des Doppelstockzuges. Wir tranken Berliner Pils, auch mal ein Schlückchen Doppelkorn und erzählten unsere kleinen Frustgeschichten. Das ließ die elend lange Fahrerei außen um Berlin herum leichter ertragen. Zwei aus der Mannschaft waren Westreisekader. Der INTERFLUG-Mann wusste zu berichten, dass die schwedische Staatsbahn zu Weihnachten kostenlos Apfelsinen verteilte und der Chefredakteur brachte mir für 1500 DDR-Mark (1:5) eine Kamera aus Westberlin mit.
Wir waren eine fröhliche kleine Truppe im letzten Wagen. Helmut aus dem Bauministerium allerdings war manches Mal etwas unleidlich, wenn er sich in Rage redete über die Unfähigkeit seiner Vorgesetzten.
Ich freute mich über die Arbeit als Bildreporter bei der Frauenillustrierten FÜR DICH. Thomas von der INTERFLUG paukte begeistert französische Vokabeln, weil ein Job in Paris lachte. Dann war aber doch nur von Rumänien die Rede. Mit der Maueröffnung verloren wir uns aus den Augen. Klaus, erfuhr ich, seit tot. Vielleicht Selbstmord. Helmut traf ich bei einem Fototermin der Deutschen Bank, bei der er untergekommen war. Er übte sich perfekt in Bücklingen.
Aus: DDR. Erinnerungen. 1970 bis 1990
(edition winterwork)
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Ulrich Joho
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